September 2018 – mit dem Wohnmobil nach Ischia

Tag 1 – über den Fernpass bis an den Gardasee

Wie durch Zauberhand schaffe ich es das Büro um Punkt 15:10 Uhr zu verlassen. Heute gehts los Richtung Ischia.

Zuhause angekommen überraschen mich Simon und Philipp, die vergnügt auf unserer Couch rumlümmeln und FIFA spielen. Die sind gerade aus ihrem Pärchenurlaub zurück gekommen. Selten habe ich mich so gefreut die beiden zu sehen – der Roller muss ja noch verladen werden.

Parallel hat uns Emma Brötchen für die Fahrt belegt. Dank unserer vielen Helfer starten wir noch vor 17 Uhr Richtung Süden.

Diesmal habe ich mir geschworen alles anders zu machen um dem Stau zu entkommen. Genau die Strecken zu fahren, die ich normalerweise meide. Schnurstracks düsen wir zur A8 und stehen nach 5 km zügiger Fahrt direkt im Stau bei Gruibingen. Beherzt umfahre ich den hinteren Teil des Staus indem ich durch die Autobahnraststätte abkürze. Das verschafft uns locker einen Zeitbonus von 5 Minuten!

Weiter geht es Richtung Alpen. Den San Bernardino lasse ich rechts liegen, der Fernpass ist heute erste Wahl. Es fühlt sich fantastisch an gegen den Strom zu fahren. Die Sommerferien in Deutschland sind zu Ende und auf der Gegenfahrbahn reihen sich die Urlauber aneinander und schauen uns wehmütig nach. Wir haben noch alles vor uns. Erst mal haben wir ab Reutte einen schleichenden Kleinbus vor uns. Der geleitet uns brav durch den Stop and Go – Verkehr. Angeblich Tiere auf der Fahrbahn.

Später haben wir bis zur Autobahn einen Wohnwagen, dessen Fahrer unerfahren, betrunken oder sehr alt sein muss, direkt vor uns. Vielleicht liegt es auch daran, dass er von der Ostalb kommt. Aalen. Die kommen selten raus. Halsbrecherisch beschleunigt er an den falschen Stellen, um dann bei Gegenverkehr mit einer Vollbremsung zu reagieren. Ich warte nur darauf, dass das schief geht. Aber der Gegenverkehr und der Fahrer scheinen Schutzengel zu haben. Ich kann den Fernpass nicht leiden. Erst auf der Autobahn kann ich ihn überholen. Goldener Mercedes! Der Fahrer ist sehr alt. Wahrscheinlich auch betrunken.

Wir erklimmen den Brenner, fahren durch das schöne Südtirol und landen am Gardasee gegen Mitternacht auf der Autobahnraststätte Adige Ovest. Immerhin ein 81er Schnitt bei gut 13 Liter / 100 km.

Wir sind fast alleine. Nichts geht mehr außer den leckeren Brötchen von Emma und einem Schluck Prosecco.

Tag 2 – Immer weiter in den Süden bis nach Terracina

Die Nacht war unruhig. Ein Wechsel zwischen erschöpftem Tiefschlaf und schreckhafter Achtsamkeit. Irgendetwas stimmt hier nicht. Seltsam brummende Geräusche und dann wieder Totenstille. Vertraut irgendwie. Nach der vierten oder fünften Sequenz lüftet sich das Geheimnis. Es ist mal wieder ein Kühl-LKW, nur viel viel lauter als jemals zuvor. Wir scheinen die Dinger anzuziehen.

Über Nacht ist die Raststätte voll geworden. Überall wuseln Menschen als ich komplett gerädert 2 Cappuccini hole.

Für uns geht es weiter. Ganz kurz überlegen wir, ob wir einen Abstecher nach Livorno machen, wo Freunde gerade campen. Nette Idee, aber wir wollen heute Strecke machen. Stumpf fahren wir die A1 in Richtung Süden. Es läuft, das Gute alte Womo wird immer schneller, unsere Durchschnittsgeschwindigkeit steigt bis zum Abend auf sagenhafte 88 km/h über alles. Heute haben wir damit fast eine dreistellige Zahl geschafft.

Autobahn ist Langeweile pur. Zum Glück haben wir eine Dockin D gekauft. Mit Spotify und Christina als DJ wird die Fahrt durch Italien auch zu einer Reise durch die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Hinter Rom verlassen wir die A1 – bin begeistert, das hat keine 55 Euro Maut gekostet bis hier her – und zuckeln hinter einem silbernen Polo bei 50 km/h Richtung Terracina. Das fällt mir sowieso auf, hier sind seit neuestem alle sehr bedacht darauf die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten. Ich schließe mich dann besser mal an.

Kurz vor 17 Uhr treffen wir auf dem Camping Settebello ein. Toll, die akzeptieren meine magische ASCI – Karte. Heute haben wir so richtig Strecke gemacht, 15 Liter /100 km sei dank, es sind grade noch 170 km zur Fähre. Ruckzuck haben wir aufgebaut und drängen ans Meer. Seit Mai ist eine Ewigkeit vergangen.

Nach dem Meer ist vor dem Abendessen.

Dazwischen noch schnell duschen. Ein Glück, kein kompliziertes Verfahren mit Münzen oder Chip. Dafür gibt es aber nur 2 Einstellungen. An und Aus. Anscheinend ist der Campingplatz auf die universell gültige Formel für Wassermenge und Wasserwärme gestoßen und setzt diese konsequent und zum Wohl seiner Gäste ein. Wir akzeptieren das mit stillem Protest und spülen mit Pfälzer Wein vom Herrengut St. Martin nach.

Unsere Küche bleibt kalt. Wir gehen ins Restaurant. Das ist ein riesiges Ding, jedoch gähnend leer. Nachsaison. Auch der Service hat Nachsaisoncharakter. Lustlos nimmt der Kellner unsere Bestellung entgegen und lustlos serviert seine Kampflesbenkollegin unser Essen in der falschen Reihenfolge. Wir sind zu müde und zu gut gelaunt um uns aufzuregen.

Tag 3 – Überfahrt nach Ischia mit Hindernissen

Heute geht es nach Ischia. Wir haben die Fährzeiten gecheckt. 12 Uhr, 14 Uhr, 16 Uhr. Das muss ja irgendwie klappen. Kurz nach 9 Uhr, nachdem wir nochmal die universell gültige Duscheinstellung genossen haben, geht es los. Immer der Küste entlang nach Pozzuoli. Hier fahren die Fähren nach Ischia ab. Wir kommen gerade rechtzeitig an, um die 12 Uhr-Fähre abfahren zu sehen.

Verwirrt von den engen Gassen und den vielen Menschen gehen wir auf die Suche nach dem Terminal, so wie wir das von der Fähre nach Sizilien gewohnt sind. Fehlanzeige. Ein freundlicher Polizist klärt uns auf. Runter an den Hafen fahren, in die Reihe stellen und dann oben am Schalter ein Ticket kaufen.

Gesagt, getan. Gemeinsam mit anderen Kunden stehe ich vor verschlossener Tür.

Nach 15 Minuten kommt der Reedereimitarbeiter wieder. Weitere 15 Minuten später wird mir klar, dass die Fähre voll ist. Der Mann gibt mir ein Ticket. Wir sind Platz 4 auf der Warteliste. Er meinte, das sei ja keine schlechte Position und ich würde mein Geld auch wieder zurück bekommen. Das kann ja heiter werden. Genau unser Ding.

Wir werden mit den anderen Wartelistenkandidaten in einer separaten Reihe aufgestellt.

Argwöhnisch beäugt man sich gegenseitig. Wer hat welche Nr., wie groß ist welches Fahrzeug. Man rechnet sich seine Chancen aus.

Es ist unfassbar heiß, aber keiner will den Moment verpassen, an dem die Plätze vergeben werden. Wir schmoren in der Sonne und essen lecker Pizza.

Endlich ist es soweit, 90 Minuten gewartet. Wir dürfen drauf. Rückwärts. Der Schweiß rinnt. Hektisch positioniere ich das Womo und stoße beherzt zurück, auf die Fährrampe zu. Blind, denn meine Rückfahrkamera funktioniert natürlich immer nur in übersichtlichen Situationen.

Auf einmal werde ich brutal gestoppt. Ein heftiger Aufprall, ohrenbetäubender Lärm. „Mein Gott, ich habe ein Auto übersehen“, denke ich. Vorwärtsgang und wieder runter von der Rampe. Es kracht und scheppert. Quietschendes Metall.
Panik um mich herum. Christina kreidebleich. Ich steige aus und bin paralysiert. War ja klar – ich bin mir der Motorradbühne voll in die Rampe der Fähre gefahren. Der Winkel war viel zu steil. Die Bühne ist auf der rechten Seite abgebrochen und schleift auf dem Boden. Panisch, wie in Trance schnalle ich den Roller ab. Die Matrosen wollen den Rollerschlüssel. Wir suchen panisch und finden ihn nicht.

Auf Anweisung des ganz in weiß gekleideten und ketterauchenden Kapitäns, einer Mischung aus Freddie Mercury und Tony Curtis in seiner Rolle als „der große Leslie“ , wird der Roller nunmehr direkt von den Matrosen auf das Boot getragen.
Ich bin zu nichts mehr in der Lage. Um mich rum Anarchie. Die Autos werden weiter verladen, der Kapitän will los. Ein Gebrülle und Gezeter. Wär ich nur mal Allianz versichert. Wenigstens findet Christina in der Zwischenzeit den Rollerschlüssel in meiner neuen Anglerweste. Ich sag’s ja, praktisches Ding. Hat ganz viele nützliche Taschen.
Ein schlauer Matrose bindet die Motorrad-Bühne mit einem Schnellgurt an der Womo-Leiter hoch und ich werde angewiesen vorwärts aufzufahren.

Kaum bin ich drin geht die riesige Klappe auch schon zu. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich mit schleifender Bühne und Christina hinter mir auf dem Roller durch die Serpentinen von Ischia fahren.

Die Fähre legt ab, Christina geht an Deck, ich lege mich unter das Womo. Um mich rum fangen die Alarmanlagen der Autos an lautstark zu tönen. Der Schaden ist beträchtlich. Die Aufhängung der Bühne ist rausgebrochen, die Aufnahme am Querrohr komplett verbogen, die ganze Bühne verzogen, die Stosstange eingedrückt. Mir bleiben 40 Minuten für eine Lösung.
Zum Glück sind lauter freundliche Matrosen um mich herum, die mir tatkräftig zur Seite stehen. Wir schieben und drücken, ziehen mit Spanngurten die Bühne wieder nach außen. Aber wir schaffen es nicht, sie wieder so in Position zu bringen, dass ich sie wieder anschrauben kann. Dann der erlösende Einfall – zum Glück habe ich genügend Spanngurte. Damit fixiere ich das abgebrochene Gestänge der Bühne am Rahmen des Womo. Und siehe da. Es hält bombenfest.

Gemeinsam wuchten wir den Roller wieder drauf, schnallen ihn fest. Sieht so aus, als wäre nicht passiert.

Komplett nassgeschwitzt, von oben bis unten verschmiert fällt mir erst auf, wie durstig ich bin als ich mich zu Christina aufs Deck setze und die letzten 10 Minuten Überfahrt genieße.

Im Hafen angekommen müssen wir ja auch wieder runter von dem Boot. Vorsicht manövriere ich schräg rückwärts runter. Klappt wieder nicht. Ein Matrose holt eine Bastmatte, die er unters Hinterrad legt. So funktioniert es. Freue mich schon auf die Rückfahrt.

Gezeichnet von der Überfahrt vertraue ich stumpf meinem Camper- Navi und nicht den Wegweisern. Das Navi wird schon wissen wo der richtige Weg für 3,1 Tonnen ist. Kurze Rede langer Sinn – es weiß es nicht!

Wir sind durch die Inselmitte gelotst wurden, durch Straßen gerade mal 250cm breit. Einmal musste ein Jeep knapp 2 km rückwärts fahren, bis eine Ausweichstelle kam.

Irgendwie gelingt es uns dann, uns zum Moronti-Strand durchzuschlagen. Das entschädigt für fast alles.

Freundlich werden wir kurz nach 16 Uhr am Camping Mirage begrüßt.

Auf meine äußere Erscheinung angesprochen antworte ich kurz und knapp mit „Autopanne“. „Motor?“ „Nein, Rollerbühne!“ Erst jetzt sehe ich, wie komplett verdreckt ich bin.

Schnell haben wir wieder aufgebaut und legen uns an den Strand, an dem wir letztes Jahr im Oktober schon waren. Heute ist es voll, aber genauso schön wie damals.

Wir versuchen von den Ereignissen des Tages runter zu kommen und genießen die Sonne. Die Stimmung bessert sich, bis zu dem Zeitpunkt als wir duschen gehen. Man muss Geld einwerfen und wir haben keine Euro-Stücke dabei. 1 Euro gibt dann 30 Liter. Eine wahnwitzig geringe Menge an Wasser nach so einem Tag. Wir akzeptieren und weinen innerlich. Ich verstehe es nicht und würde lieber 10 Euro mehr Stellplatzgebühr bezahlen.

Der Abend klingt dann schön aus bei Vino und Pasta direkt am Maronti-Strand.

Tag 4 – Sonne satt am Maronti-Strand

Es ist Montag und wir sind eingekesselt. Rechterhand steht ein Peugeot- Bus, offene Luke zu uns. Alle stehen links, die stehen rechts. Wir verstehen es nicht, bekommen jede Aktion der Insassen mit. Älteres Ehepaar. Franzosen. Christina sichert mit Wäscheleine und einer Vielzahl von Handtüchern ab. Über uns der grossflächige Sonnenschutz des Campingplatz. Vor uns Österreicher, die sich wiederum mit einer Phalanx von Handtüchern vor uns schützen. Blöd nur, dass wir damit das Meer nicht sehen, sondern in einer dunklen Handtuchhöhle in den Tag starten.

Und der Tag ist heiss. Schon morgens um 10 Uhr. Wir haben keine Getränke und Lebensmittel, und hier gibt es keinen Supermercato in der Nähe. Die perfekte Gelegenheit um auf Ischia Roller zu fahren. Während Christina spült, düse ich die Serpentinen nach Barano hoch. Freiheit pur mit 50ccm. Bin Italienier. Kaufe Zigaretten im Tabacchi, Lebensmittel im Carrefour und rolle schwer beladen zurück in unsere Höhle. Wagemutig mit einem 6er Pack Wasser zwischen den Füßen.

Den traumhaften Tag verbringen wir am Strand. Es hat gefühlte 40 Grad Celsius, der Sand ist zu heiss zum laufen, die Hitze erdrückt einen. Kaum ist man aus dem Wasser draußen, ist man auch schon wieder trocken. Perfekt!

Weniger perfekt ist die Duschsituation. 30 Liter sind definitiv zu wenig. Das belastet uns. Und nachwerfen geht nur von außen. Fehlkonstruktion.

Am Abend chillen wir. Kochen in der Aussenküche, Musik mit der neuen Box, Rommee. Christina will unbedingt aufschreiben. Selber schuld. 420 Punkte zu 200 Punkte für mich.

Tag 5 – ein Umzug und die neue Duschstrategie machen uns glücklich

Mitten in der Nacht schrecke ich hoch. Mein gesamter rechter Arm und meine rechte Kniekehle scheinen zu verbrennen. Es juckt fürchterlich. Stechmückenalarm. Panisch krame ich das Fenistil und das Autan raus. Aber welche Reihenfolge ist richtig? Okay – erstmal Schmerz lindern und dann vorbeugen. Es sind fiese kleine Stiche, solche, die man am nächsten Tag nicht mehr sieht und spürt, um dann wieder in die Falle zu tappen. Schlaue Viecher.

Gegen 9 Uhr ist von Schnakenstichen nichts mehr zu spüren, es wird warm auf Ischia. Um 10 Uhr springen wir in die Fluten und entdecken auf dem Rückweg zu unserer Handttuchhöhle einen gerade frei gewordenen Stellplatz direkt am Meer. Einer von 6 auf der ganzen Insel. Top-Exklusiv. Wahrscheinlich gibt es mehr Bentleys als Stellplätze direkt am Meer hier. Kurz diskutieren wir, ob der Aufwand eines Umzugs tatsächlich lohnt. Aber klar doch! Jetzt gilt es schnell zu sein bevor uns den einer wegschnappt. Ich marschiere hurtig zur Rezeption und werde belohnt. Erster. Der Platz gehört uns!

Wir ziehen um und sind uns einig, dass das jetzt auf einmal ein ganz andere Urlaub ist.

Den Tag verbringen wir am Strand, direkt vor unserem Wohnmobil. Das ist der eigentliche Grund Camping zu machen. Wir haben enorme Lust auf Pommes. Passt irgendwie immer am Meer. Mittagessen deshalb in der Strandbar Mirage, die zum Campingplatz gehört.

Wir bleiben am Strand bis nach 18 Uhr. Es ist so unfassbar heiß, dass die FlipFlops in der Sonne schmelzen. Um uns rum lauter italienische Gäste, die stundenlang im Wasser sitzen, knien, stehen und sich dabei über Gott und die Welt unterhalten. Ich frag mich immer, was die sich so zu erzählen haben. Den ganzen Tag in einem fort. Und dann müssen das ja auch echt wichtige Themen sein, so leidenschaftlich die sich da in Rage reden. Ich lese stumm das nächste Jack Reacher Abenteuer auf meinem Kindle, unterbrochen nur von viertelstündigen Abkühlversuchen im Meer.

Meine Siegesserie im Rommee hält auch am Stand an, aufgeschrieben wird natürlich nicht mehr. Christina hat die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht. 4:0 Spiele für mich heute.

Nach dem Strand ist vor der Dusche. Angstzustände. Aber wir sind schlau und haben tagsüber eine komplett neue Duschstrategie entwickelt. Erst mal an der unbegrenzt freien Aussendusche ohne Duschschaum vorduschen. Dann an den unbegrenzt warmes und kaltes Wasser spendenden Waschbecken rasieren und dann kommt der Clou! Statt einem Euro gleich zwei Euro pro Duschkabine einwerfen. Das gibt dann satte 60 Liter. Ein Traum. Dank des nie versiegenden Wechselgeldvorrats der Rezeption sind wir die glücklichsten Menschen auf der Welt.

Wir haben keine Lust zu kochen und schlendern den Maronti- Strand Richtung Sant‘ Angelo. In der Taverna Pietro Paolo said Stalino bleiben wir hängen. Tolles Lokal, in den Felsen gehauen, eine Höhle. Wir fühlen uns natürlich direkt wohl, erinnert es uns doch ein bisschen an unseren alten Stellplatz. An den Wänden überall Bilder von Stalin. Wem es gefällt.

Wir übernehmen uns komplett mit unfassbar leckeren Speisen. Frittierter Mozarella, Zucchini in Öl und Knoblauch, Salat, Pasta.

Auch Grappa und Averna helfen danach nicht mehr. Und ist schlecht, viel zu viel in viel zu kurzer Zeit gegessen. Ich habe aber noch genug Kraft einen Tischnachbarn zu beobachten. Sehr köstlich. Schweizer Ehepaar mit offensichtlich schwulem Anhängsel. Stil-Ikone!

Magisch werde ich von seiner rechten Hand angezogen und mir wird klar, dass ich auch einen Siegelring benötige. Der würde wunderbar mit meiner neuen Anglerweste harmonieren.

Wir schleppen uns nach Hause und sind, trotz erster Reihe Stellplatz, zu nichts mehr in der Lage und fallen in einen komatösen Dämmerschlaf.

Tag 6 – mit der Piaggio Sfera über die Berge von Ischia nach Sorgeto

Sie haben mich tatsächlich schon wieder überlistet. Mitten in der Nacht werde ich von Schnaken angegriffen. Doch ich kann mich direkt zur Wehr setzen. Wir haben ja von der vorherigen Nacht alles notwendige in Griffnähe.

Unsere Morgenroutine haben wir grundlegend umgestellt. Gehört zu unserer neuen Duschstrategie. Um 9 Uhr springen wir ins Meer. Sind nicht die Ersten, aber die Jüngsten. Verkehrte Welt in Ischia. Danach geht es unter die Aussendusche. Wir sind sauber und haben 2 Euro gespart.

Heute ist der Tag des Ausflugs. Wir wollen mit dem Roller an einen anderen Strand fahren, Richtung Sant‘ Angelo und Forio. Das sind ca. 5 km Berg- und Talfahrt. Luftlinie maximal 1 km.

Gesagt, getan. Wir packen das nötigste ein und erklimmen die Insel Ischia. Unsere 50 ccm -Sfera leistet ganze Arbeit und wir schwimmen im Strom der Busse, Fiat 600, Apes und Geländewagen mit. Alles verdammt eng, steil und kurvig hier. Die grundsätzliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30-40km/h hilft uns.

Am Gipfel angekommen genießen wir den Ausblick im Belvedere di Serrara.

Toller Ort, leider dumme und affige Kellner. Hatte das Gefühl dankbar sein zu müssen, dass ich hier 12 Euro ausgebe. Schon lange nicht mehr habe ich so wenig Lust gehabt irgendwohin zurückzukehren.

Schlussendlich landen wir an einen der berühmtesten und bekanntesten Strände auf Ischia. Spiaggia di Sorgeto. Hier hat bestimmt auch schon Angela Merkel gebadet. Die soll ja lange Jahre jedes Saison hier gewesen sein.

Über unzählige Stufen erreichen wir das Bagno und ergattern für 30 Euro die vorletzten Liegen mit Schirm.

Das ist sehr beeindruckend – es gibt gar keinen Strand hier. Fehlanzeige. Felsen soweit das Auge reicht. Das Meer ganz schwarz. Aus unterirdischen heißen Quellen strömt Süß-Wasser ins Meer und verwandelt die Bucht in ein großes Thermalbecken. Stoßweise strömt das heiße Wasser nach. Man fühlt sich sofort gesünder.

Kaum liegen wir wieder auf unsere Sonnenterasse, hier liebevoll Solarium genannt, entdeckt Christina ihre Kollegin Sarah aus Stuttgart, die mit ihrem Freund an uns vorbei Richtung „Strand“ marschiert. Sie wurde von ihm zu einem „Geheimurlaub“ eingeladen, wusste nicht wo es hingeht. Verlobungsgerüchte kursieren. Was ein Zufall die Beiden hier zu treffen. Wir ducken uns erst mal. Die wollen ja sicher alleine sein. Vielleicht macht er ja jetzt den Antrag. Mitten im Thermal – Meer. Spannend.

Wir gehen erst mal essen. Ins Ristorante La Sorgente, ein Stock unter dem Solarium. Wir überlegen noch kurz, ob es reicht T-Shirts anzuziehen, oder ob wir auch die Hosen wechseln sollen.

Aber in Italien ist es wirklich egal wo du bist und wer du bist. An jedem Ort, selbst am Super-Touristen-Spot wie hier, gibt es was leckeres zu essen. Ich habe ein Menü gewählt: Bruschetta, Salat, Schnaps. Unser Bademeister aus dem Solarium bedient auch hier. Nur in der Badehose. Großes Kino.

Später stolpern wir auf dem Weg aus dem Wasser über Sarah und ihren Zukünftigen. Scheint noch nichts passiert zu sein. Die Freude ist groß und kurz. Wir lassen die Liebenden alleine und gehen ins Solarium.

Mit dem Roller geht es zurück über die Berge. Brave Sfera. Die Bar mit dem affigen Personal lassen wir links liegen und finden dafür einen sensationellen Blick auf Sant‘ Angelo, Capri und das Festland. Ein italienisches Pärchen mit einer alten, großen Vespa bittet uns Bilder zu machen.

Sie tuscheln über uns und unsere Sfera. „Ist es eine 50er?“ fragt sie ihn leise. „Si,Si!“ antwortet er. Könnte Mitleid sein, oder auch sehr großer Respekt. Wir gehen von zweitem aus.

Stolz rollen wir ins Tal zu unserem Stellplatz am Meer, wo wir noch lecker kochen und unsere Duschroutine absolvieren. Wobei, ich komme heute sogar mit 1 Euro aus.

Tag 7 – Campingalltag auf Ischia

Der Donnerstag beginnt gut. Keine Schnakenstiche. In einem Anflug von klarem Verstand habe ich am Abend noch Autan benutzt und habe perfekt geschlafen.

Um uns rum herrscht hektische Betriebsamkeit. Die Mit-Camper bereiten ihr Frühstück im Freien und speisen draußen. Wir bleiben wie jeden Tag im Womo und frühstücken im Bett.

Tee, Kaffee und Eier kochen. Das Innen-Thermometer steigt dabei auf angenehme 30 Grad Celsius, die Luft steht – es gibt keinerlei Luftaustausch.

Dafür geht just in dem Moment unser Frischwasser aus.

Die nächste Wasserstelle ist deutlich zu weit für meine Schläuche. Habe ja seit neustem 2 dabei. Den vollkommen unpraktischen Flachschlauch, aus dem nur Wasser kommt, wenn er absolut gerade liegt, aus dem Campingladen und meinen neuen, TipTop Zauberschlauch. Schade, schade. Hätte gerne eine Schlauchparade gemacht. Dafür kommt jetzt mein allerbestes Stück zum Einsatz. Die grüne 10 Liter Gießkanne. Gemacht genau für diese Situationen. 12 Füllungen, 1.000 Meter, 120 Liter und 50 Minuten später habe ich keine Lust mehr. Das muss erst mal reichen. Keine Ahnung was ich mache, wenn das Grauwasser voll ist. Habe ich jetzt schon Angst davor.

Gegen 12 Uhr sind wir am Strand. Hunde beobachten. Besser gesagt Cocker-Spaniels beobachten. Ein Pärchen hat zwei davon dabei, seltsamerweise sehen sich Hund und Herrchen garnicht ähnlich. Vielleicht doch nur ausgeliehen? Die Hunde haben enormen Spass am und im Meer. Permanent werden Stöckchen ins Meer geworfen und wieder rausgefischt.

Das geht ohne Unterbrechung. Rein, raus, rein, raus. Der Hund ist voll konzentriert auf das Stöckchen, lässt es keine Sekunde aus den Augen. Wir könnten stundenlang zusehen.

Aber leider verschwindet die Sonne und es wird schattig. Heiß und schattig. Und wir haben Hunger. Ho fame!

Mit dem Roller quälen wir uns die Serpentinen nach Barano hoch. Im Café a Pazzarell bleiben wir hängen. Es gibt keinen offenen Wein. Mist. Es gibt keinen Aperol. Schade. Dafür gibt es ausreichend Gin! Sehr gut!

Mit dem spülen wir die Bruschetta, den Salat und die Pommes runter. Lecker.

Zurück am Platz sind neue Nachbarn eingetroffen. Ehepaar 60 plus mit Land Rover Defender mit Wüstenkabine. Er erinnert mich stark an Jamie Hyneman von den Mythbusters. Spricht aber bayrisch und kommt aus der Nähe von München. Mist, das wäre ein Ding gewesen. Experimente am Strand. Jedenfalls haben die bestimmt keine Problem mit der Bodenfreiheit auf der Fähre gehabt. Vielleicht sind die ja mit dem Landi auch hierher gewatet? Verstehe immer noch nicht was man mit diesen Autos auf Campingplätzen macht, wo man auch mit unserem fast 30 Jahre alten Hymercamp 64 problemlos hinkommt. So richtige Offroadtrails gibts auf Ischia ja auch nicht. Cool aussehen tuts allemal.

Am Abend watscheln wir am Strand entlang, mal wieder auf der Suche nach einer Pizzeria. Juhu, direkt an der Wendeplatte finden wir unser Glück. Bar, Schnellimbiss, lecker.

Interessiert beobachten wir eine einsamen und offensichtlich traurigen Hund auf der Wendeplatte. Er scheint erschöpft zu sein. Er legt sich immer wieder mitten auf die Straße, döst ein, solange bis ein vorbeifahrendes Auto oder Bus ihn wieder aufweckt. Er scheint hier bekannt zu sein. Der Pizzabäcker, die Taxifahrer und Anwohner reden mit ihm und versuchen ihn immer wieder von der Wendeplatte zu locken. Kurz gelingt das auch, doch dann ist er wieder da und wartet.

Wir spekulieren über treue Hunde, die den Tod ihres Herrchens oder Frauchens nicht verkraften können und immer wieder an bestimmte Orte zurückkehren und dort auf diese warten, solange bis sie selbst vor Einsamkeit sterben. Traurige Sache, die wir hier heute erleben. Das Essen schmeckt schal. Auf einmal kommt Leben in den Hund. Ein Auto fährt vor. Der Hund wedelt wild mit seinen Schwanz. Ein junger Kerl steigt aus, begrüßt den Hund und die beiden ziehen vergnügt von dannen. Wir bestellen Amarischia und spülen unsere Freude hinunter.

Zurück am Platz spielen wir Rommee. Macht keinen Spaß, ich bin unschlagbar, selbst wenn ich versuche absichtlich schlecht zu spielen.

Tag 8 – Linguine con limone

Unser Campingplatz leert sich so langsam. Er ist terrassenförmig angelegt und im Prinzip klassisch geteilt. In Strandnähe sind die Touristen angesiedelt, auf der darüberliegenden Terrasse die Dauercamper und Durchgangsgästen. Gemischt alles mit Plätzen für Zelte.

Zwischen den Terrassen herrscht keinerlei Kommunikation. Argwöhnisch werden wir beobachtet, sobald wir duschen gehen oder den Müll wegbringen. Ob wir wohl auch alles richtig machen? Kann natürlich sein, dass es daran liegt, dass wir konsequent die Mülltrennung missachten.

Wir selbst haben auch keinerlei Kontakt innerhalb unserer Terrasse. Auch die anderen kommunizieren nicht miteinander. Irgendwie seltsam hier. Kann auch sein dass es daran liegt, dass die Leute so heterogen zusammengesetzt sind.

Es gibt ein österreichisches lesbisches Pärchen mit zwei Hunden, könnten auch Mutter und Tochter sein, die jeden Tag um 15:00 Uhr an den Strand kommen. Besser gesagt an den Strand stolzieren. Vorher ist von denen nichts zu sehen. Wahrscheinlich Okkultismus im Wohnwagen.

Neben uns steht ein Schweizer Ehepaar, von dem wir nicht mal wissen wie sie aussehen. Sind wohl den ganzen Tag in ihrem Camper.

Daneben ein älteres Ehepaar aus Deutschland, von den sieht man immer nur die Frau oben ohne am Strand liegen. Keine Ahnung wie der dazugehörige Mann aussieht. Er hat aber seine Sat-Antenne ausgefahren, wahrscheinlich schaut er den ganzen Tag sinnfrei RTL2 an.

Und jetzt auch noch das Paar mit dem Land Rover, die wohl bei 35 °C im Schatten einen Fahrradausflug unternehmen. City Bikes. Passen zum Landy.

Wir legen uns an den Strand. Business as usual. Heute ist eine Kombination aus Russen-Tag und Hundetag. Die russischen Familien verhalten sich still, die Cocker-Spaniel jagen dem Stöckchen nach, wir verkriechen uns in den Schatten der Sonnenschirme und kühlen uns immer wieder im glasklaren Wasser ab. Kiesstrand ist schon was tolles.

Wie jeden Tag bleiben wir bis 18:00 Uhr am Meer. Die Sonne geht langsam unter, der Kieselstrand ist aufgeheizt, das Wasser erfrischend kühl. Fast die beste Zeit des Tages.

Zurück am Platz genehmigen wir uns einen Gin Tonic. Was im Café a Pazzarell richtig war, kann hier nicht falsch sein. Urplötzlich erklingen unrhythmische Percussion – Klänge. Leider liegt es nicht am Gin, sondern an 3 weiß gewandete Gestalten, die in der Pergola neben uns singen, tanzen und trommeln.

Könnte Yoga sein, oder afrikanische Selbstverteidigung? Wir wissen es nicht und wollen es auch nicht wissen. Für uns bedeutet es, es ist Zeit zu duschen. 30 Liter / Euro reine Freude.

So ein Tag ist anstrengend. Keine Kraft zum kochen. Wir orientieren uns am Strand heute nach links und landen, als einzige Gäste des Abend, in einem von weiblichen Zwillingen geführten Ristorante. Sieht irgendwie urig und ursprünglich aus.

Wir stören den Chefzwilling im weißen T-Shirt beim Kartenspielen. Aber kein Problem. Aperto. Aus der bestimmt 30 Jahre alten Speisekarte bestellen wir Insalata Caprese und Insalata Mista und zweimal Spaghetti Pomodoro bei ihr. Mit einem „Das soll es gewesen sein?“ – Gesichtsausdruck schaut sie uns an. Wir zucken mit den Schultern. Mit „Vegetariano“ entschuldigen wir uns bei ihr. „Ah Vegetariano! Da habe ich doch noch ganz tolle Nudelvarianten. Penne Sorrentino und Linguine con panna e limone!“ Mist, die ist so nett, wir sind überrumpelt. Feige folgen wir den Empfehlungen. Christina nimmt die Penne und ich die Linguine. Wir hätten so gerne Spaghetti Pomodoro gehabt. Leise flüstert Christina mir mit sorgendem Blick zu „du hast schon verstanden, dass das mit Sahne und Zitrone ist!?“ „Klar“ antworte ich mit fester Stimme, „ ich mag das.“ Schon in diesem Augenblick bin ich mir der Selbstlüge bewusst, ich hasse die Kombination Zitrone und Sahne. Erinnert mich an Urinsteine in Urinalen.

Es kommt, wie es kommen muss. Ich mag es nicht. Aus Höflichkeit würge ich die Nudeln hinunter. Ja nicht beißen, nur schlucken. Zuerst dachte ich ja, dass es mit ausreichend Parmesan besser schmecken würde. War aber ein eklatanter Trugschluss. Es erschwert nur das Schlucken. Christina lacht, irgendetwas zwischen tiefem Mitleid und „ich habe dich ja gewarnt“. Bietet sich sogar an, die Linguine zu essen. Aber da muss ich jetzt selber durch. Ihr geht es mit ihren Penne allerdings auch nicht viel besser. Zum 100 mal schwören wir uns, ja nie wieder solchen Empfehlungen zu folgen. Klappt bestimmt, wie immer. Café und Amarischia lindern später die Schmerzen.

Ein unsägliches Völlegefühl gepaart mit leichten Würgreizen begleitet uns aber noch die ganze Nacht.

Tag 9 – la dolce famiente

Heute ist ein sehr fauler Tag. Nach dem Frühstück gehen wir direkt ins Meer – es ist 9 Uhr, wir sind fast allein am Strand. Danach an der Aussendusche das Salz loswerden und nochmal hinlegen im Wohnmobil. Wir sind platt. Vom Nichtstun. Dösen vor uns hin, bis uns die Hitze nach draußen treibt. Der Strand wird voll – es ist Samstag und die Ischianer genießen ihr Meer.

Zeit zum Mittagessen. Schwere Entscheidung. Strandbar oder selber kochen. Christina will unbedingt die restliche Kartoffel verwerten, ist ja auch eine bekennende Kartoffelliebhaberin. 😜Voller Tatendrang marschiert sie zum Womo.

Zusammen mit Zucchinis und Ei und altem, in Olivenöl angebratenem Brot, entsteht eine Art Bauernfrühstück oder Tiroler Gröstl. Letztendlich zählt ja der gute Wille. Wir schließen die Augen und benutzen viel Ketchup!

Zurück am Strand beende ich meinen aktuellen Jack Reacher – Roman. Wie immer klare Freund- und Feindbilder und jede Menge Selbstjustiz. Diesmal musste sogar ein Senator und dessen Sohn dran glauben. Schade eigentlich, dass die Filme mit Tom Cruise da komplett am Thema vorbeigehen.

Jetzt ist mir langweilig. Ich schlage eine Partie Rommee am Strand vor. Ganz ganz kurzes Vergnügen. Nach 5 Minuten gewinne ich die erste Partie und nach weiteren 3 Minuten auch die zweite Partie. Jeweils mit Hand. Als ich nach kurzer Zeit in der dritten Partie als Erster auch noch Karten rauslege, schmeißt Christina ihr Blatt wutentbrannt auf das Handtuch und beendet unsere nachmittägliches Entspannungsspiel. „Es kann nicht sein, dass ICH immer dieselben Karten ziehe, die ich schon auf der Hand habe, und DU schon rauslegen kannst.“ Beleidigt rollt sich die schlechteste Verliererin der Welt in den Schatten. Ich packe das Spiel zusammen und triumphiere innerlich.

Zum Glück erschallt ein freundliches „Halli-Hallo“ über den Strand. Es sind Sarah, die Kollegin von Christina und Robert, ihr Zukünftiger. Scheinen aber noch keine Veränderung in ihrem Beziehungsstatus zu haben. Kein neuer Ring am Finger. Christina hatte das anders erwartet. Anscheinend lagen die den ganzen Tag 100 Meter rechts von uns. Das ist jetzt aber mal eine gute Gelegenheit endlich mal einen ganzen Liter offenen Weißwein zu bestellen. Gesagt getan – 60 Minuten später fahren die Beiden bedüdelt in ihr Hotel und wir beiden marschieren beschwingt zur Entleerung der Chemie-Toilette und zum täglichen Duschritual.

Zurück am Womo hält die gute Stimmung an, unter Umständen auch unterstützt durch eine Gin Tonic, den wir uns noch gönnen. An selberkochen ist heute garnicht mehr zu denken. Während ich noch draußen das Meer beobachte, macht sich Christina im Wohnmobil fertig für den Abend und nutzt dabei auch die Toilette.

Blöd nur, das der Toiletteneinsatz noch schräg hinter mir steht. Noch nicht wieder eingebaut. Egal. Damit haben wir ja inzwischen Erfahrung. Routiniert wird das kleine Geschäft weggewischt.

Endlich ist das Toilettenfach auch mal wieder steril sauber und wir marschieren Richtung Wendeplatte am Maronti-Strand.

Nach den Schwierigkeiten gestern verlassen wir uns heute auf etwas bekannt gutes. Im Chalet Del Sole hat es schon am ersten Abend gut geschmeckt.

Als die freundliche Kellnerin den Insalata Mista bringt, erahnen wir es schon an dem zarten Hauch von Fisch, der uns auf einmal umgibt. Tonno! Auf dem Salat ist Thunfisch! Unser beliebter Anfängerfehler hier in dieser Region. Mit trauriger Miene bringe ich den Salat zurück. Ich entschuldige mich, die Kellnerin entschuldigt sich, alle entschuldigen sich. Das zieht sich ab jetzt den ganzen Abend durch. Christina entschuldigt sich, der zweite Kellner entschuldigt sich. Wir essen sehr lecker, Salat ohne Fisch, Tomaten mit Mozarella, Spaghetti mit Pesto und Spaghetti Pomodoro.

So müde wie wir heute früh schon waren gehen wir gegen 10 Uhr auch schon wieder ins Bett. Von Rock Hudson in Ein Goldfisch an der Leine bekommen wir maximal noch 10 Minuten mit und schlafen tief und fest.

Tag 10 – mit dem Roller nach Ischia Ponte

Der Sonntag beginnt so, wie der Samstag geendet hat. Rock Hudson geht fischen.

Praktisch – ein Gemüsewagen steht quasi vor unserem Wohnmobil. Gute Gelegenheit endlich mal an was scharfes für die Pastasauce zu bekommen. Ich frage den Verkäufer, ob er Peperoni picante hätte. Mit einem lässigen „no“ gibt er mir eine feuerrote kleine Peperoni und meinte ich solle einfach mal probieren, ob die nicht zu „dolce“ sei. Ein Mann, ein Wort – ich beiße kräftig rein und mein Mund explodiert. Schnappatmung, mein Gesicht hat mit einem Schlag dieselbe Farbe wie die Peperoni in meinen Mund. Zum Glück habe ich keine Kerne erwischt. Lasse mir nichts anmerken und kaufe den ganzen Strauch.

Nach einem Sprung ins Wasser gehen wir zum zweiten Frühstück nach Barono d‘Ischia. Ins Ferrari 2000. Christina hat es gewusst. 2000 war das erste Jahr nach den 70ern, in dem Ferrari wieder den Fahrertitel in der Formel 1 geholt hat. Besser gesagt Michael Schumacher für Ferrari.

Spontan entschließen wir uns, eine kleine Tour mit der Sfera zu machen. Nach einem Kilometer erfolgt der erste Stopp. Eine kleine Bäckerei zieht uns magisch an. Es riecht schon im vorbeirollen ganz typisch nach Mehl und Backwaren.

Wir ergattern die letzten Pizza-Schnitten, die vom Meister selbst mit einer altertümlichen Maschine foliert werden und ein Pane integrale. Damit ist er ausverkauft.

Weiter treibt es uns den Berg hinunter bis nach Ischia Ponte. Vor der Einfahrt in die Stadt steht eine Traube an Rollern und Autos. Wir stellen uns einfach mal dazu und beobachten, wie alle anderen auch, die Digitaluhr, die auf 12:59 Uhr steht. Um 13 Uhr darf man wieder rein fahren. Der obrigkeitshörige Italiener scheint das sehr ernst zu nehmen. Punkt 13 Uhr schießen alle gemeinsam los und ein wildes Rennen um die schnellste Stadtdurchquerung ist gestartet. Wir verlieren, werden rechts und links überholt.

Das ist nett hier. Das Örtchen liegt direkt am Meer, vorgelagert das Castello Aragonese.

Wir parken den Roller vorschriftsgemäß auf einem Roller-Parkplatz uns schlendern durch das Örtchen. Mit einem Schlag wird uns bewusst, was wir die ganzen Tage vermisst haben. Eis! Und bei Ice da Luciano gibt es sogar Granita Fragola von Panna und Pinguin-Eis! Fast wie beim alten Bertazzoni in Esslingen. Kindheitserinnerungen werden wach. Schmeckt nur ganz anders. Schade, hätte mich so gefreut.

Zurück am Maronti-Strand lösen wir Kreuzworträtsel und bemalen unsere Körper aus lauter Langeweile.

Es wird wieder spät am Strand und wir wollen die neuen Peperoni ausprobieren. Deshalb kochen wir Spaghetti Arrabiata. Fatale Entscheidung meinerseits auf 2 Dosen Tomaten 2 Peperoni zu verwenden.

Mein Mund brennt die ganze Nacht.

Tag 11 – einmal um die Insel mit dem Roller

Heute ist Action angesagt. Wir müssen zum Hafen, Tickets für die Fähre kaufen. Auf der Rückfahrt wollen wir nicht mehr auf der Warteliste stehen.

Da wir am Roller kein Navi haben, folgen wir einfach mal den Straßenschildern. Hätten wir auf der Hinfahrt mit dem Wohnmobil mal machen sollen. Im Gegensatz zur Anreise, wo wir uns durch enge Bergstraßen geschlängelt haben, rollen wir entspannt auf gut ausgebauten Hauptstraßen nach Ischia Porte.

Am Counter entscheide ich spontan, dass wir am Donnerstag zurückfahren. Fähre 11:30 Uhr, wieder Caremar. Wir hoffen auf dieselbe Crew wie auf der Hinfahrt, die kennen das Problem mit der Motorradbühne ja schon. Die Rückfahrt kostet über 100 Euro, bei der Hinfahrt war das günstiger. Habe irgendwas mit 70 Euro im Kopf. Ein Grund scheint die Reservierung zu sein. Clevere Leute bei Caremar.

Vom Hafen aus folgen wir der nördlichen Küstenstraße und landen in Cassamiciole Terme. Zeit für einen kleinen Happen. Wir durchkreuzen das gesamte Dorf und irgendwie passt uns nichts so richtig. Dafür gibt es gar keinen vernünftigen Grund, ist eher die Sorge davor, die falsche Entscheidung zu treffen. Wir landen in der Bar Calise. Definitiv die falsche Entscheidung. War ja klar. Kellner komisch, Karte mit komischen Bildern, kein offener Wein. Christina bestellt ein Panini Vegetariano, ich Bruschetta.

Ich mag diese Panini mit gegrilltem Gemüse nicht. Die sind innen so schleimig und weich. Warum gibt es nicht überall einfach ein Panini Caprese?

Christina beißt herzhaft in das schleimige Ding rein, ihr schmeckt das ja, und fängt direkt an zu würgen. „Schafskäse, das ist Schaf drin. Oder Ziege! Warum müssen die überall Ziege rein machen? Das ist jetzt modern. Welcher Vegetarier isst den Ziegenkäse?……“ „Probier mal!“

Ich beiße am Rand ab und kann nichts herausschmecken. Alles so schleimig. Mit den Worten „ nö, das ist kein Schaf, sondern Mozzarella, wahrscheinlich geräuchert, und das Gemüse ist eben angebrannt“ , gebe ich ihr das Panini zurück.

Meine kleine Finte wirkt leider nicht. Wir tauschen. Ich esse schleimiges Panini, Christina leckere Bruschetta. Mit viel Wasser und Weißwein spüle ich die Masse hinunter.

Weiter gehts um die Insel rum. Immer Richtung Forio. Wir schlängeln uns nach Lacco Ameno den Berg hoch und entdecken rechts unter uns eine bezaubernde Bucht. Kehrwende Marsch. Am Baia di San Montano machen wir einen Zwischenstopp. Es ist brennend heiß und hier gibt es Sandstrand. Das Wasser fällt sehr flach ab, wie in einer riesigen Badewanne liegen die Menschen im Wasser.

Nach einer guten Stunde kribbelt es schon wieder in der rechten Hand. Ich will wieder Roller fahren.

Weiter geht es nach Forio, durch die kleinen Strassen am Strand entlang. Sehr schön hier. Zeit zu tanken. Wir halten an der nächsten Tankstellen an, um festzustellen, dass die Zapfsäulen nicht funktionieren. Ein italienischer Autofahrer und wir ziehen unverrichteter Dinge wieder von dannen.

Leichte Panik stellt sich bei mir ein. Der Tank ist noch 1/4 voll und wir müssen über die Berge zurück. „Wird schon reichen, wenn keine Tanke mehr kommt. Bloß nichts Christina sagen“ denke ich. Die hatte mich ja am Tag zuvor schon darauf angesprochen, einfach mal zu tanken. Da hatten wir ab noch 1/2 voll und ich habe das geflissentlich mit den Worten „das reicht noch morgen“ ignoriert.

Wir fahren weiter zum weißen Strand, zum Spiaggia di Citara. Keine Tankstelle weit und breit. Weiß ist hier auch nicht an diesem Strand, zumindest vom Roller aus. Mir gefällt es nicht, bin unentspannt und dränge auf schnelle Weiterfahrt. Christina ist genervt, hat keine Lust den ganzen Tag auf dem Roller rumzufahren und nirgends länger zu bleiben. Fatale Kombination für mich. Ich male mir aus, wie genervt sie erst ist, wenn der Sprit ausgeht.

Von hier aus sind es 16 km. 8 km den Berg hoch, bis auf knapp 500 Meter Höhe und 8 km den Berg wieder runter.

Wir starten wieder, und schnell merkt Christina, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ich fahre sehr vorsichtig, spritsparend, immer mit dem Versuch kein Vollgas zu geben. Der Tanknadel ist das egal. Sie nähert sich unweigerlich der Null-Linie. Primäres Ziel – den Gipfel erreichen, dann kann man es ja rollen lassen. Aber er will und will nicht kommen, der Gipfel. Die Reserveanzeige fängt wild an zu blinken und hinter mir fängt Christina an wild zu singen „was macht der Dirki nur, wenn das Benzin ausgeht, was macht er nur?“ Mist erwischt. „Alles gut“, sage ich – „das reicht“. Inzwischen signalisiert die Reserveanzeige in Dauergelb, dass es bald vorbei mit Rollerfahren ist. Panik. Zum Glück haben wir aber den Gipfel auch erreicht. Im Leerlauf rollen wir den Berg hinunter, jede kleine Steigung wird zur innerlichen Tortur.

Dankbar und glücklich erreichen wir die Tankstelle kurz vor Ischia Ponte.

Der Tankwart füllt 5,5 Liter für 10 Euro nach. Hey, da war ja noch Luft nach oben. Da passen angeblich 6,5 Liter rein. Wissen will ich das nicht.

Puh, jetzt erst mal wieder runterkommen. In der Strandbar essen wir Pommes und trinken Wein und legen uns dann ganz entspannt noch an unseren Strand.

In Gedanken bin ich allerdings schon bei meiner heutigen Ver- und Entsorgungsaufgabe, die direkt im Anschluss auf mich wartet. Das Grauwasser ist voll, das Trinkwasser fast leer und ich will auf keinen Fall das Wohnmobil bewegen.

Ich entleere erstmal ordnungsgemäß die Chemietoilette und spüle besonders gut nach. Den leeren Container nutze ich, um darin das Grauwasser aus dem Tank abzulassen. Unfassbar wie das stinkt. Mit dem Container trotte ich zur Grauwasserentsorgung und leere das Ding. Das stinkt noch mehr. Beim zweiten Gang werde ich hektisch von einem italienischen Rentner unterbrochen. „No, no, no“ Mein Gott, er denkt ich entsorge illegal die Chemietoilette. Er kollabiert fast, ich schrei zurück „ Tutto bene, no kimik“ – er schreit weiter „no,no,no“. In der Zwischenzeit läuft das Abwasser in den Gully. Es stinkt. Seine Tochter kommt angerannt und irgendwann haben sie es kapiert. 1000 Entschuldigungen und 2 weitere Entleerungen später sind wir Freunde geworden.

Da es gerade so gut läuft mit der Entsorgung zücke ich noch die grüne Gießkanne und fülle 60 Liter Frischwasser nach. Das verschwindet wie in einem schwarzen Loch im Bauch unseres Womos. Interessant wieviel Wasser man so für alltägliche Dinge braucht.

Um den Tag vollends abzurunden vernichten wir den restlichen Gin und Grappa, trinken Wein aus Tetra Paks, kochen leckere Nudeln mit Radiccio-Tomaten-Sauce und einigen uns beim Rommee auf einen Sieg von Christina.

Tag 12 – Kindheitserinnerungen im Hotel La Gondola

Die Schnaken sind eine echte Plage hier. Und sie sind sehr schlau. Sie warten genau den Zeitpunkt ab, an dem man in der REM-Phase und völlig ausgeliefert ist und an dem das Autan aufhört zu wirken. Schlau auch, dass sich die Schnaken hier nahezu geräuschlos nähern. Sie schwirren nicht um den Kopf herum, sondern schleichen sich über die Beine zu den Armen vor. Schlau auch, dass es nur wenige, kleine Stiche sind, die man lange Zeit versucht zu ignorieren. Und dann ist es einfach zu spät.

Wir suchen schon um 9 Uhr Linderung im Meer und markieren zum ersten Mal einen Platz in der ersten Reihe. Wir quetschen uns in eine Lücke. Es ist die Letzte. Da sind uns schon viele zuvor gekommen, 50% der Handtücher sind leer. Damit ist mal wieder bewiesen, dass es ein internationales Phänomen ist. Ein italienisches Phänomen ist allerdings der gut frequentierte Strandverkauf. Wenn die Menschen nicht zum Markt kommen, dann kommt der Markt eben zu den Menschen.

Der gute Platz nützt uns nur kurz. Es fängt an zu tröpfeln und wir packen wieder zusammen. Gute Gelegenheit für einen Strandspaziergang bis zum Hotel La Gondola. Kindheitserinnerungen – Christina war hier 1976 und 1977 schon mit ihren Eltern im Sommerurlaub. Hat sich wohl nicht viel verändert.

Die Sonne kommt wieder raus, es wird unfassbar heiß. Wir marschieren zurück. Mit einem Schlag unvermittelt Harndrang bei Christina. Wir laufen schneller, überholen links und rechts, rennen fast. Geschafft. Gerade noch.

Zum Glück haben wir unsere Mitcamper als Vorbilder genommen und mit unseren Sonnenschirmen unser morgendliches Revier markiert. Damit haben wir jetzt einen Platz in der 1. Reihe und genießen es.

Zurück am Platz bekommen wir Gesellschaft. Direkt hinter uns richten sich zwei ältere italienische Ehepaare mit großen Wohnmobilen für einen längerfristigen Aufenthalt ein. Sie bauen eine Wohnmobilburg. Haben sich sogar einen sand- und schmutzfreien Verbindungsweg gebaut. Schade, dass wir bald abreisen. Das wäre sicher noch großes Kino geworden.

Wir brauchen Bargeld. Zeit für den letzten Ausflug mit dem Roller. Nach dem gestrigen Tag kann ich Christina nicht mehr zu einer Mitfahrt überreden. Komisch, Sprit haben wir ja wieder genug.

Ich schwinge mich die Serpentinen nach Barano hoch und ziehe Geld. Direkt daneben eine Böckerei. Es riecht wieder sehr lecker. Da muss ich rein. Ausverkauft. Ich kaufe trotzdem das letzte Brot und erhalte praktischerweise gleich Duschmünzen zurück. Wieder draußen entdecke ich am Gemüsestand riesige Basilikum-Pflanzen. Magisch werde ich angezogen und nehme gleich noch kiloweise Datteltomaten, Zucchini und Pfirsiche mit. Der Verkäufer schüttelt mit dem Kopf und fragt sich, wofür ich das alles brauche. Dieselbe Frage stelle ich mir in dem Moment auch.

Heute gehen wir nochmal Pizza essen. Sind gespannt, ob der einsame Hund wieder da ist. Ja, ist er. Wie auch die anderen Stammgäste vom letzten Mal. Darauf kann man sich eben verlassen. Anscheinend gehören wir auch schon dazu. Unsere Rechnung wird gekürzt und wir bekommen noch zwei Amaro aufs Haus. Danke Café ‚Libeccio.

Zurück am Wohnmobil erwartet uns ein ganz neues Bild. Alles ist hell erleuchtet. Die Wohnmobilisten der Wohnmobilburg setzen Leuchtstrahler ein, um ihr Territorium abzusichern. Wir schließen alle Luken und vergessen mal wieder das Autan.

Tag 13 – zu Fuß nach Sant‘ Angelo

8:30 Uhr. Sanft werden wir geweckt. „Tock.Tock.Tock.“ Stille. „Tock.Tock. Vaffanculo,“ Unsere italienischen Nachbarn basteln an ihrer Wohnmobilburg. Scheint nicht alles so zu funktionieren wie es soll, zu dieser frühen Uhrzeit. Hält die beiden Senioren aber nicht davon ab weiter zu hämmern und zu fluchen. Damit hat unser Tag auch begonnen. Es hat nachts ganz leicht geregnet und jetzt wird es heiss. Das Womo gleicht einer Sauna.

Nichts wie ab ins Meer, unter die kalte und kostenfreie Aussendusche und weiterchillen. Wir schauen La Cage au Folles an und sind enttäuscht. Der Film wurde mittendrin neu synchronisiert und wir hatten ihn deutlich lustiger in Erinnerung. Mag auch an der Baustelle neben uns liegen. Trotzdem ein unvergessliches Paar. Ugo Tognazzi und Michel Serrault.

Als wir uns nach draußen quälen ist es schon 12 Uhr und die Sonne ist weg. Der Fortschritt an der Burg ist enttäuschend. Viel Lärm um nichts.

Christina will aus unerfindlichen Gründen keinen Roller mehr fahren. Zu Fuß machen wir uns auf nach Sant‘ Angelo. Den Hinweg zur Eingewöhnung erstmal soweit wie möglich am Strand entlang.

In Sant‘ Angelo trotten wir den andern Touristen hinterher, immer den Berg hinauf. Alle um uns rum sind älter als wir. Wir überholen links und rechts. Fühlen uns richtig frisch und jugendlich.

Im Dolce e la Vita machen wir halt. Hier gibt es Kringel! Graffa auf italienisch. Köstliche Leckereien, kann man nie genug davon bekommen.

Gute Stimmung hier. Unser Kellner greift schnell ein, als wir mit unserem Halbitalienisch bestellen wollen. Er war in Deutschland auf der Hotelfachschule, in Niederbayern irgendwo. Für seine Prüfung hat er was schwäbisches gekocht. Spätzle. Er redet 5 Minuten weiter. Wir verstehen zwar nicht mehr den Sinn seiner Worte, nicken aber freudig mit den Köpfen. Haben wir uns bei den Italienern angeschaut, wenn wir mit ihnen auf italienisch sprechen.

Zurück geht es diesmal auf die harte Tour. Erstmal vom Hafen hoch ins Dorf, runter zum Strand, wieder hoch auf die Klippen und nochmal runter zum Strand. Bei der ersten Bergetappe will Christina unbedingt ihr grünes Trikot und ihr Bergtrikot vereidigen. Zahlreiche Damenkränzchen, die sich den Berg langsam einteilen, werden unwirsch attackiert, zersprengt und überholt. Erste am Gipfel, fühlt sich gut an. Ich hechle hinterher.

Aber die zweite Bergankunft folgt sogleich. Jetzt muss sie Tribut zollen. Hungerloch, kennen wir ja von Jan Ullrich nur zu gut. Träge schlürfen wir den Berg hoch und reißen uns die Trikots vom Leib.

Just in den 10 Minuten, wo wir Höchstleistung bringen mussten hat die Sonne ein Loch in den Wolken gefunden und es ist wieder heiß geworden.

Zurück am Camping Mirage wartet schon der neue Bärli sehnsüchtig auf uns. Er erinnert mich ein wenig an den Hund von der Wendeplatte. Nur das mit dem Schwanzwedeln muss er noch lernen.

Morgen geht es weiter, nach Capalbio. Fähre um 11:30 Uhr. Habe jetzt schon Bammel. Wir räumen auf und packen zusammen. Die Motorradbühne sichere ich nochmal zusätzlich mit Spanngurten ab. Wäre fatal, wenn die auf der Fahrt runterbricht. Als wir fertig sind fängt es leicht an zu regnen. Glück gehabt. Bei uns ist alles in trockenen Tüchern. Das Meer ist stürmisch und mit dem Nieselregen bin ich der Einzige am Strand, der die Wellen genießt. Selber schuld, die Anderen. Die müssen sich aber wahrscheinlich auch nicht die vom Spanngurte montieren komplett verdreckten Hände und Arme sauber machen. Cool – der feine Kies funktioniert wie Waschpaste.

Wir sitzen unter der Markise, es tröpfelt. Da war doch was? Richtig, Pfirsiche! Wir haben Pfirsiche und noch eine Flasche Prosecco. In Kombination mit Spielkarten eine hervorragende Art sich die Zeit bei leichtem Regen zu vertreiben.

Pfirsiche weg, Flasche leer. Es regnet stark. Keine Ahnung wer gewonnen hat. Wir verprassen unsere letzten Eurostücke im Unverstand in der Dusche, ziehen legere Campingkleidung an und sprinten die 30 Meter ins Restaurant des Campingplatz Mirage.

Kuschlig hier, alle haben es sich unter dem Vordach gemütlich gemacht. Alles Gäste des Platzes. Wir sind von Wahnsinnigen eingekreist. Uns gegenüber zwei deutsche Paare, die sich hier wohl kennengelernt haben. Es spricht nur einer an diesem Tisch. Wobei sprechen falsch ausgedrückt ist, er doziert. Erst liest er die morgigen Fährverbindungen aus seinem Smartphone vor, dann kommentiert er die Reedereien, erklärt das Essen, erklärt die Welt, das Universum.

Dabei hat er seine, an einem Band befestigte Lesebrille, auf halber Nasenlänge sitzen und nimmt sie immer wieder runter, wenn er schweigt. Das ist das klare Signal für seine Zuhörer ihm dann bewundernd zuzustimmen. Wir sitzen mit offenen Mündern da. Nicken zustimmend. Das muss ein pensionierter Lehrer sein. Berufsschule wahrscheinlich, denken wir.

In unserem Rücken Sitz ein italienisches Paar. Auch hier spricht nur eine Person. Die Frau. Könnte von der Stimmlage her durchaus auch als Mann auf die Welt gekommen sein. Sie redet nicht, sie schreit. Sie schreit sehr viel und ohne Unterbrechung.

Sie schreit mit dem Kellner, mit ihrem Partner, mit den Leuten vom Nachbartisch. Ihr Bass lässt das Geschirr auf unserem Tisch leicht beben, das ganze Lokal vibriert leise mit ihrer Stimme vor sich hin.

Toller Laden hier. Was man da alles erleben kann. Schade, dass wir erst am letzten Abend hier waren. Neben den Gästen wie aus einer Slapstick-Komödie war das Essen zudem noch grandios. Die besten Spaghetti Pomodoro die wir seit langem gegessen haben.

Mit zwei Café und zwei Rucolino, dem Ischia-Amaro, den wir zuhause unbedingt selbermachen wollen, beschließen wir den Abend.

Waren ja auch immerhin 35 Stockwerke heute.

Tag 14 – Arrivederci Ischia

Plitsch platsch, plitsch platsch. Es hat die ganze Nacht geregnet. Wir sind früh wach. Aufgeregt. Abreisetag. Fähre geht ja schon um 11:30 Uhr.

Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Nur mit Badehose bekleidet räume ich die letzten Utensilien nach innen und kurble die Markise ein.

Ein Sprung ins Meer, Aussendusche, trockene Klamotten anziehen. Wir sind fertig. Es ist 8:45 Uhr. Die Rezeption öffnet allerdings erst um 9 Uhr. Tolle Gelegenheit meinen Wohnmobil-Regenschirm einzuweihen. Ich stolziere über den Platz, nur um festzustellen, dass meiner der kleinste und langweiligste ist. Es ist Dynamik eingekehrt auf unserem Platz. Überall wuselt es von Menschen mit Schirmen, die hektisch ihre Vorzelte kontrollieren und prüfen ob die schön säuberlich zusammengefalteten Tische und Stühle auch trocken geblieben sind.

Punkt 9 Uhr stehe ich vor der Rezeption und begleiche meinen Obulus. 36 Euro / Nacht plus italienische Phantasie-Tourismusabgabe. „Ganz schön viel für Nachsaison“ denke ich, zumal die Duschen ja extra bezahlt werden müssen.

Irgendwie schaffen wir es den Stellplatz ohne Blessuren und Schrammen an Fahrzeug und Menschen zu verlassen und starten nach Ischia Porto.

Auf einmal, während wir die Serpentinen nach Barano hochfahren, ertönt ein riesiger Aufschrei neben mir. „Riechst Du das auch, da gibts doch nicht, hier riechst nach Gülle!“ Ich öffne das Fenster, „könnte von draußen kommen.“ sage ich. „Nein, das ist hier drin, das Wohnmobil stinkt!“ Wir halten an. Wie ein Spürhund untersucht Christina den Innenraum. Die Quelle ist nicht zu identifizieren. Wir fahren weiter Richtung Hafen und halten an der ersten Stelle, wo wir das Grauwasser halblegal ablassen können. Und siehe da, Problem gelöst. Es riecht wieder nach Veilchen und wir fahren vergnügt weiter.

Um 9:45 Uhr stehen wir pünktlich am Hafen, so wie wir es auf der Herfahrt gelernt haben. Der Einweiser lacht und winkt uns an den wartenden Autos vorbei. Wir sollen um 11 Uhr wieder kommen. Der kennt uns nicht. 10:45 Uhr sind wir wieder da und reihen uns pflichtbewusst ein. Allerdings ist die Fähre, die da steht von der falschen Reederei. Wo ist den unsere? Wir stehen natürlich in der falschen Schlange. Der Einweiser wird so langsam sauer auf uns. Gebieterisch weißt er uns an, sofort die Schlange zu verlassen und weiter zu fahren. Jetzt wird auch klar warum, unsere Fähre hat sich nämlich hinter der anderen versteckt.

Leider sind es andere Matrosen als das letzte mal, so dass wir erstmal erklären müssen, dass wir nicht rückwärts sondern schräg vorwärts auffahren müssen. Das gelingt mit einem gemeinsamen Blick auf die Motorradbühne. Er hat sofort verstanden. Wahrscheinlich tragen wir seit 11 Tagen zum Vergnügen der Vereinigung der Matrosen bei, die sich jeden Abend treffen und über die dümmsten Autofahrer und Passagiere lustige Geschichten und Anekdoten erzählen. Wir stehen momentan sicher auf Platz 1. Der Rekord könnte für die Ewigkeit sein.

Alles geht gut und wir genießen die Überfahrt. Möwen begleiten uns. Interessant, die gleiten tatsächlich nur. Müssen keinen Flügelschlag machen, werden vom Schiff mitgezogen.

Mit unserer neuen Technik kommen wir auch prima wieder von der Fähre runter. Ganz schräg und rückwärts. Wobei wir drei Matrosen für uns beanspruchen. Einer vorne und zwei hinten. Es muss sich rumgesprochen haben, sonst würden die uns hier nie soviel Aufmerksamkeit gönnen.

Nach 300 Metern direkt der erste Halt. Wir brauchen unbedingt die leckeren Kringel und die leckere Pizza von der Hinfahrt wieder. Die Bäckerei am Hafen von Pozzuoli ist eine Sensation. Immer voll, immer frisch.

Wir machen uns auf in die Toskana ans Meer, nach Capalbio. Immer schön die A1 Richtung Norden entlang und dann bei Rom am Meer weiter. 360 km, 4 Stunden. Und der Plan geht auf. Trotz Stau in Rom und einem kleinen Missgeschick mit der Motorradbühne geht es immer der Sonne entgegen.

Als ich zum tanken angehalten habe, habe ich nochmal die Spanngurte kontrolliert. War sehr zufrieden, alles war fest. Nur am hinteren Teil ist mir aufgefallen, dass ich den Gurt über die Verkabelung angebracht hatte und diese jetzt gequetscht wird. Kein großes Ding für Findikus Dirk. „Der hintere Gurt ist ja nur zur Absicherung da“, bin ich mir sicher. „Habe ich ja auch ganz am Schluss erst hingemacht.“ Fluchs unter das Wohnmobil gekrochen und den Gurt gelöst. Das ganze Womo wackelt, ein riesiger Schlag, die Bühne mitsamt Roller hängt wieder unten und schwebt in der Luft. „Ups, hätte Physik mal nicht in der 12.Klasse abwählen sollen“. Ich schreie wild um Hilfe. Der Tankwart eilt herbei und ich bitte ihn die Bühne anzuheben, während ich drunter liege und versuche den Spanngurt wieder einzufädeln. Nach 5 Minuten geht ihm die Kraft aus, meine Nerven liegen blank. Sein Kollege lamentiert oder kommentiert lautstark aus sicherer Entfernung. Kriege den Gurt nicht eingefädelt, meine Hände zittern wie Espenlaub. Christina schläft im Womo und bekommt von alledem zum Glück nichts mit. In der Sekunde habe ich einen Geistesblitz! Ich hole einen Stützbock, gebe ihn dem Tankwart, hebe die Bühne hoch und er schiebt den Bock unter das Gestänge der Bühne. Juhu das klappt. Ich fädle in Ruhe ein, ziehe fest, Christina schläft, die Fahrt geht weiter.

Später fragt sie mich, was da so gerumpelt hätte auf der Fahrt. Ob sie sich das nur eingebildet hätte. „Kleines Problem mit der Motorradbühne, alles wieder gut“, antworte ich.

Kurz vor 6 sind wir angekommen am Campeggio Di Capalbio, haben uns eingerichtet und springen nochmal ins Meer.

 

Tag 15 – LA DOGANA DI CAPALBIO – il dolce far niente

Heute ist chillen angesagt. Nichtstun den ganzen Tag. Strand. Sonne. Essen. Das geht nirgends besser als bei LA DOGANA DI CAPALBIO.

Wir mieten uns Liegestühle und Schirm und genießen den ganzen Tag das Wetter, das Meer, das Essen. Konsequent genehmigen wir uns um 10:30 Uhr den ersten Campari-Spritz und gehen direkt zum Mittagessen mit Weißwein über.

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Unterbrochen wird unser Nichtstun durch ausgedehnte Sonnenbäder und Abkühlung in der schönen Gischt.

Auch die Abendgestaltung fällt uns leicht. Unser Aufenthalt an diesem schönen Flecken Erde wird nur durch eine kurze Dusche unterbrochen.

 

Tag 15 – Schneller als gedacht sind wir wieder zu hause

Aufbruchstimmung. Es ist Samstag. Wir wollen noch einen Zwischenstopp in Österreich einlegen und gemütlich nach Hause tuckern. es sind ja noch knapp 1.000 km. Routiniert verstauen wir unser Hab und Gut wieder im Wohnmobil und springen ein letztes Mal ins kühle Nass in diesem Jahr.

Um 11 Uhr starten wir in den Norden. Und es läuft. Kein Stau, kein Problem mit dem Womo, der Roller hält bombenfest. Wir fahren und fahren und fahren. Alles ganz entspannt. Wir fahren immer weiter, und ehe wir uns versehen ist es 22.45 Uhr, und wir sind zu Hause angekommen.

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Wohnmobil – Wochenende im Allgäu – Lechbruck am See

Freitag – willkommen im schönen Allgäu

Nach unserem letzten Erlebnis haben wir die Campingplatz-Auswahl komplett umgestellt. Wir suchen nicht mehr nach schönen Plätzen, sondern gehen strikt nach Bewertungen und Sternen vor. Gesagt getan, wir landen auf dem Camping Via Claudia. Selbstverständlich haben wir einen Komfortplatz reserviert. Es soll ja nichts schief gehen.

Hier ist der Kunde König. Wir checken bei wohlorganisierten und freundlichen Menschen ein und erhalten umfangreiches Dokumentationsmaterial über den Campingplatz, das Allgäu, Vouchers, alles was das Herz begehrt.

Ruck Zuck haben wir unser Mobil geparkt und aufgebaut, auf unserem riesigen Komfortplatz.

Und da dies ein Komfortplatz ist, mussten wir zu Hause auch gar kein Wasser tanken. Bestimmt haben wir deutlich weniger Spritverbrauch gehabt. Das mit dem Wasser können wir hier erledigen. Eine perfekte Gelegenheit, um den neu angeschafften Zauberschlauch, den ich schon so lange haben wollte, auszuprobieren. Das Fernsehen verspricht nicht zu viel. Er ist großartig.

Schade nur, dass die Komfortplätze so weit vom See entfernt sind. Wir müssen bestimmt 500 m laufen.

Belohnt werden wir allerdings durch einen wirklich schönen Stausee, der zum Baden einlädt.

Zum Glück stehen wir nicht am See, flüstern wir uns leise zu. Hier wimmelt es ja von Kindern. Wir erinnern uns an alte Zeiten und empfinden tiefstes Mitleid mit den überforderten Eltern.

Überfordert sind wir heute auch mit kochen. Aber nicht so wichtig, denn auf einem so tollen Platz gibt es bestimmt auch ein tolles Restaurant. Wir ignorieren die negativen Bewertungen bei Google und sind auf das Schlimmste vorbereitet. Wir werden nicht enttäuscht. Google hat Recht. Hier müssen wir nicht mehr her. So nett die Leute auch sind, so schlecht ist das Essen und das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Samstag ist Badetag

Es ist bestes Wetter im Allgäu. Und wir sind zum entspannen hier. Wir verbringen den gesamten Tag am See, der vormittags lecker klar und nachmittags eklig aufgewühlt und trübe ist.

Als wir es nicht mehr aushalten in der Hitze, schwingen wir uns auf den Roller und erkunden die nähere Umgebung. Weit kommen wir nicht. Wir bleiben hängen, na wo wohl? Na klar im Eiscafé Venezia!

Das ist ganz nett und lecker hier. Uns geht es gut. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich ein Handelsvertreter mit seinen zwei Kindern zu uns an den Tisch setzt und anfängt uns zu beeindrucken. Mein Haus, mein Auto, mein Boot, mein Job.

Fluchtartig verlassen wir das Lokal und landen am Bootsverleih am See. Hier ist es schön. Und ein bisschen wie in der Pfalz. Die Weißweinschorle wird in großen Gläsern serviert.

Uns gefällt es an diesem Ort. Eine Mischung aus Einheimischen und Touristen hat sich hier gefunden um den Abend zu genießen.

Sonntag ist schon wieder Badetag

Jahrhundert-Sommer. Wir sind so dankbar. Versteh einer die Leute die über die Hitze klagen. Wir genießen es.

Was wir nicht genossen haben sind unsere Nachbarn auf den Komfort-Stellplätzen. Anscheinend haben sich mehrere Familien hier verabredet um mit ihrer Horde von Kindern Kanu zu fahren. Die stehen natürlich direkt um uns rum. Wir sind eingekreist. Helikoptereltern. Aber ganz coole.

Aber was soll es, es ist Sommer. Wir legen uns an den See und chillen bis 15:00 Uhr.

Oops, da war doch was. Wir hätten eigentlich bis 12:00 Uhr Check out gehabt und sind einfach stehen geblieben. Irgendwie hatten wir das den ganzen Tag im Hinterkopf aber wohl wissend verdrängt. Da haben wir aber die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht.

An unserem Wohnmobil prangert ein riesiges Schild auf dem steht das wir uns unverzüglich mit der Rezeption in Verbindung setzen sollen. Ein Blick auf mein Handy verrät, dass ich unzählige verpasste Anrufe und E-Mails hatte. Alle vom Campingplatz.

Der aufgebaute Druck ist enorm. Panisch packen wir alles zusammen. In Windeseile, so schnell wie noch nie. Vollkommen verschwitzt rollen wir zur Rezeption um Abbitte zu leisten.

Aber dort ist das gar kein Thema. Eine kurze Entschuldigung genügt, und wir sind ausgecheckt auf diesem Luxus – Campingplatz. Schön war’s. Gefällt uns.

Fast ein Wohnmobil – Wochenende am Illmensee bei Pfullendorf

Freitag – das Grauen hat einen Namen

Hoffnungsfroh starten wir am frühen Nachmittag nach Pfullendorf. Diesmal ist alles geplant und sogar reserviert. Es geht zum Illmensee. Dort soll es schön sein.

Angekommen am Camping Seewiese ist davon aber nicht zu sehen. Irgendwie ist das alles sehr improvisiert und in die Jahre gekommen hier.

Wir stellen unser Womo ab und erkunden See und Campingplatz. Don’t like. Der See ist ein Tümpel und der Platz viel zu voll. Die sanitären Einrichtungen sind die schlimmsten, die wir je erlebt haben.

Unsere Stimmung ist am Tiefpunkt. Wir holen Pizza und Pommes beim örtlichen Pizzaservice, der fest in indischer Hand ist, und spülen alles mit Prosecco herunter. Deprimiert gehen wir früh ins Bett.

Samstag – nichts wie weg hier

Wir sind früh wach und packen schnell zusammen – nichts wie weg hier. Das war ein kurzes Vergnügen. Wir schwören uns zukünftig besser zu planen und die Plätze sorgfältiger raus zu suchen.

Auf der Rückfahrt kommen wir in Trochtelfingen bei Alb Gold Nudeln vorbei und halten spontan an.

Das ist überraschend nett hier. Restaurant, Kräutergarten, Verkauf.

Wir essen erst mal zu Mittag. Extrem leckere Kässpätzle mit Salat bei bestem Wetter.

Im Anschluss dann ein Spaziergang durch den Kräutergarten. Coole Sache. Im Kopf gestalten wir unseren Garten um.

Zum Glück haben wir hier noch angehalten. Depressionen vertrieben.

Wohnmobil – Wochenende in Rülzheim (Pfalz)

Freitag – eigentlich wollten wir ja nach Philippsburg

Von langer Hand haben wir uns Campingplätze an Baggerseen in der Pfalz raus gesucht. Nachdem wir uns im Vorfeld nicht entscheiden konnten sind wir dann spontan nach Philippsburg gefahren, da steht ja auch das Kernkraftwerk.

Was eine grandiose Kombination. Anscheinend denken dass auch viele andere, denn der Platz war komplett belegt. Hilft ja nichts, wir sind mobil und fahren weiter nach Rülzheim. Dort soll es das Mobydick Bad geben, direkt an einem Baggersee gelegen.

Auf dem Camping am Moby Dick tauchen wir in die sagenhafte Welt des Dauercampings ein. Schon an der Rezeption mit angeschlossenem Miniverkauf wird das klar. Hier gibt es nur das Notwendigste. Alkohol in jeder Konstellation. Perfekt. Kaufe direkt Bier und Jägermeister.

Samstag – Sonne tanken am Baggersee

Den Samstag genießen wir am Badesee Rülzheim, der ist direkt ums Eck und eine kleine Sensation mit Sandstrand.

Sensationell sind auch die Maßeinheiten in der Pfalz. Die Weissherbstschorle wird in 0,5 Liter Plastikbechern ausgeschenkt. Dazu gibt es Pommes satt. Der Badesee-Kiosk besticht durch seine reichhaltiges Angebot. Es gibt alles was das Herz begehrt, hauptsache es ist frittiert.

Später düsen wir mit dem Roller zum Eiscafé Venezia. Hier ist die Welt noch in Ordnung.

Wir entscheiden uns gegen den politisch unkorrekt Eisbecher und genießen den späten Nachmittag bei Eis Kaffee und Prosecco.

Sonntag – wir sind illegal auf dem Platz

Es ist heiß am Sonntag. Wir genießen den Tag wieder Badesee und bleiben illegal auf dem Campingplatz stehen. Gezahlt haben wir ja schon.

Am Baggersee kommen wir uns vor wie in einer Russendisko. Irgendwo muss hier in der Nähe ein Nest sein.