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Die Wohnmobil – Routen 2017


2017 ist das italienische Jahr.

Im März eine Woche Turin ohne Womo zum Championsleague – Spiel Turin gegen Porto.

An Ostern spontan an den Lago Maggiore, der Sonne entgegen.

Über Pfingsten dann 2 Wochen in der Toskana am Meer und an der Adria.

Im September gute 3 Wochen Rundreise – Sizilien hin und zurück.

Im Oktober dann eine Woche mit dem Flieger nach Ischia.

Im November ein Wochenende in Bologna zu Queen & Adam Lambert.

Sommer 2017 – mit dem Wohnmobil unterwegs – Roadtrip nach Sizilien und zurück

Tag 1 – Get the party started! Italien – wir kommen mal wieder, im Kriechgang über den San Bernadino

Es ist verrückt – je länger wir Wohnmobilurlaub machen, umso professioneller läuft die Vorbereitung ab. Es ist Mittwoch 17:30 Uhr und wir starten nach 10 Minuten Vorbereitung.  Praktisch so ein Womo, da ist ja schon alles drin 😀

Nach 20 Minuten schon Stau auf der A8 bei Gruibingen. Egal wir sind ja locals und kennen uns aus. Wir fahren einfach über Wiesensteig und dann wieder auf die Autobahn. Dachten wir. Ich dachte auch ich sei schlauer als das Garmin-Camper-Navi und es zeige mir die falsche Route an. Nach weiteren 30 Minuten haben wir den Stau umfahren und Wiesensteig, Westerheim, Laichingen und zahlreiche romantische Täler in unseren näheren Umgebung entdeckt. Italien fest im Blick.

Phantastisch – wir sind alleine auf der Strasse und können die Kraft der 75 Pferdestärken endlich mal hemmungslos am San Bernadino ausnutzen.
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Im 3. Gang wuchte ich bei gut 50 km/h die 3 Tonnen über den Berg!

Um Mitternacht sind wir bei Mailand und stellen uns auf einen Autobahnparkplatz. Genug für heute. 470 km mit einem Durchschnitt von 79 km/h. 

https://www.tripadvisor.it/Restaurant_Review-g1078146-d12637328-Reviews-Autogrill_Villoresi_Ovest-Lainate_Province_of_Milan_Lombardy.html

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Wir stehen weit weg von den LKWs. Es ist ruhig. Wir trinken und rauchen. Dann zischt und schnaubt es – ein Kühl-LKW entdeckt den Platz neben uns für sich. Schön für ihn – schlecht für uns, sein Motor läuft die ganze Nacht. Unser Womo vibriert leise im Takt seines 6 Zylinders. Dafür heizt sich unser Kühlschrank auf – irgendwas mit der Elektrik bei 12V stimmt nicht. Gaszündung funktioniert auch nicht. Bei der ergebnislosen Fehleranalyse bemerken wir, dass im Womo doch nicht immer alles drin ist. Die Milch fehlt. 

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Tag 2 – Augen zu und durch – auf nach Capalbio unserem ersten Zwischenziel und einem unserer Lieblingsorte

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So stelle ich mir eine Nacht auf einer Kreuzfahrt in der Innenkabine nähe Motorraum vor. Schwül, stickig, laut. Es fehlt nur der Wellengang.
7:30 Uhr, der LKW ist immer noch da, er kühlt immer noch. Über Nacht hat er Artgenossen angezogen. Einträchtig wummern sie vor sich hin, wie Wale die sich über ihre Tageserlebnisse mit sonorern Tönen austauschen.

Die Architektur der Raststätte ist klasse.  Das gäbe es in Deutschland nicht, reine Verschwendung für uns. Hat ja keinerlei Funktion:

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Wir haben Capalbio fest im Blick, unser erstes Zwischenziel und fahren was das gute alte Hymercamp hergibt. Am Ende des Tages erhöhen wir den Schnitt auf sagenhafte 85 km/h, heute also sogar über 90 km/h. Brav gemacht. 

Zwischenstopp im Nirwana. 

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War bestimmt lustig mit anzuhören wie ein Deutscher in radebrecherischem italienisch der vietnamesischen Café – Besitzerin erklärt, dass er ein vegetarisches Sandwich wünscht. 

Um 15:40 stehen wir 5 km vor dem Ziel vor dem wohlbekannten Punto Supermercato. Da war doch was! Richtig – schon wieder auf die Mittagspause reingefallen. Zum dritten Mal in 2 Jahren. Dann eben keine Lebensmittel.

Am wohlbekannte Camping-Platz geht alles ganz schnell. Er ist leer – wir haben freie Platzwahl. Die Frau an der Rezeption erkennt mich wieder. Hätte mich auch gewundert nach dem Chaos an Pfingsten.  Wie alte Freunde verstehen wir uns wortlos. 

http://www.ilcampeggiodicapalbio.it/index.php

Wir stehen in der 1.Reihe. Hat nur 20 Minuten gedauert einzuparken. Fraglich allerdings, ob wir aus dem Sand jemals wieder raus kommen werden. We will see on Sunday.

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Gleich mal ins Meer gehüpft. Und gleich nochmal.

Am Abend dann im wahrscheinlich schönsten Ort der Welt mit Verdure, Pasta, Vino und noch viel mehr.

https://www.facebook.com/RossoEVinoAllaDogana/

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Tag 3 – Ruhetag in der südlichen Toskana – Capalbio Mare und der Tarot Garten von Niki de Saint Phalle

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Leise prasselt der Regen durch das Schilfdach auf das Wohnmobil. Die Zugketten der Stranddusche schlagen im Wind gegen die Brausestange. Das Meer braust im Hintergrund, die Wellen schlagen gegen den Strand. Es ist 8:30 Uhr und ein frischer Wind sorgt für Gänsehaut.
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Der Blick auf den Strand entschädigt für das Wetter. Die Wetterprognose sagt Sonne ab 14 Uhr voraus. Wir entscheiden uns zu bleiben. Wollen heute Abend ja nochmal lecker essen am wahrscheinlich schönsten Ort der Welt.

Ob das was wird? Die Tai Chi – Gruppe jedenfalls verlässt den Strand. Der gut sortierte Camper hat natürlich immer einen Regenschirm dabei:

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Ich vertreibe mir die Zeit mit Fußpflege. Bemerkenswert wieviel Hornhaut man so hat. 

Die Wetterprognose hat sich geirrt. Schon um 12 Uhr kommt die Sonne raus und wir stürzen uns in die Fluten. 

Heute steht noch mehr auf dem Programm. Wir brauchen Cola Zero und wollen nochmal zu Niki de Saint Phalle in den Tarot Garten. Eine gute Gelegenheit endlich mal wieder den Roller zu benutzen.

http://ilgiardinodeitarocchi.it/de/
Und dieses Jahr – man glaubt es kaum hat sich was verändert. 

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Das Ship of tolerance ist da! Gute Sache. Wahljahr. Fuck AFD.

Im Tarot- Garten hat sich auch was verändert. Überall barcodes zum scannen. Juhu, die Digitalisierung ist da. Scanne aber nix. Keine Lust. Die sollten besser mal ebeacon verwenden, dann bin ich auch dabei. Dafür der Garten jedesmal wieder schön.

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Wir verbringen einen weiteren wundervollen Abend im wahrscheinlich schönsten Ort der Welt im Rosso e Vino alla Dogana.

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Tag 4 – Ab in den Süden ins Cilento – durch den Regen am Vesuv vorbei

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Wir reisen weiter. Genug vom Sand, genug von den Ameisen. Ich habe eine komplette Dose Ameisenstreu verwendet. Alle Reifen umkringelt. Effekt gleich Null. Ameisen im Bad. Ameisenstrassen bis hoch zum Alkoven. Bedeutet wir haben gleich das nächste Problem. Das Auto ist nicht dicht. Egal, wir haben noch Spray aus der Dose. Das wirkt wenigsten gegen die Ameisen.

Wie durch ein Wunder gräbt sich der alte Fiat aus dem Sand und wir starten um 10:30 Uhr. Wir wollen bis hinter Neapel fahren.
Rom lassen wir links liegen und düsen die Autobahn hinunter. Das Wetter wird immer schlechter.
Uns hält nix auf. Zur Stärkung Autobahnpizza. Jedesmal wieder grandios.
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Wir sehen den Vesuv nicht. Alles von Wolken verhangen. Kurz vor Salerno geht dann die Welt unter. Um uns rum lauter Autos die mit Warnblinker fahren. Verwirrt mich total. Wie soll ich denn erkennen, wenn einer steht?
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Ätzendes Wetter. Wir entscheiden weiter zu fahren ins Cilento. Da muss es toll sein und wir hoffen auf besseres Wetter. Ausserdem ist irgendwann auch gut – über 500 km in dem dröhnenden Womo reichen aus. Über eine Bundesstrasse geht es ans Meer, schöne Landschaft, Mittelgebirge. Könnte auch Westerheim und Wiesensteig sein.

An der Küste entlang. Richtung Sapri. Traumhaft. Pittoresk, wie man auch überall lesen kann. Hier kann man sicher nix falsch machen. Am ersten Campingplatz biegen wir zielstrebig ab, wir sind da. 18 Uhr – Luft raus.
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Und wieder rein gefallen. Hätten den Platz mal anschauen sollen. Nur Dauercamper, die ihre Sieben Sachen zusammmen packen. WLan – Fehlanzeige. Gefällt uns nicht.

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https://www.facebook.com/europaunitasolemare/

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Der Supermercato wird extra für mich aufgeschlossen. Ich kaufe die letzten 3 Brötchen und die letzten 6 Flaschen Wasser.
Stimmung erst mal im Keller. Prosecco – Schorle hilft.

Jetzt erst mal duschen. Mit unseren weißen Bademänteln stehen wir verwirrt an der Dusche, es gibt keine Armaturen. Zum Glück hilft uns ein junges Mädchen weiter. Natürlich brauchen wir einen Chip, der die Dusche von außen in Gang setzt. Es ist dabei immer die Temperatur richtig, die der Campingplatz-Chef für alle festlegt. Hätte man uns beim Check in auch gleich sagen können. Als ich im Bademantel an der Rezeption erscheine  ist auch direkt alles klar. Wir verstehen uns wortlos.

Wo ich schon mal da bin, habe ich für 20 Uhr einen Tisch im Restaurant reserviert. Das Essen entschädigt dann tatsächlich.

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Klasse Location – im Hintergrund spielt Spanien gg Italien. Wahrscheinlich WM – Quali. Spanien deutlich überlegen, führen 1:0. Hier alles ruhig. Echte Tifosi habe ich mir anders vorgestellt. Jetzt 2:0 – keine Reaktion hier. Enttäuschend.

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Wir zahlen. Sind überrascht. Alles zusammen 29 Euro. Was eine Ansage. Und so lecker. Gestern haben wir das dreifache bezahlt.
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Tag 5 – An der Küste Basilicatas entlang nach Scalea – türkisblaues Meer und versteckte Buchten

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Wir starten früh. Um 10:30 Uhr und 37 Euro später sind wir auf der Strasse, auf der Suche nach einem schönen Platz für 3 Nächte. Ab Mittwoch haben wir bis Sonntag eine Wohnung über Airbnb gebucht. Unser nächstes Zwischenziel ist Scilla.
Wir fahren die SS18 Richtung Süden. Vergiss die Amalfi-Küste, hier ist es mal so richtig schön.
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Tolle Buchten, tolle Vegetation, wunderschöne Küstenstrassen, das Meer schimmert in blau und violett. Bei Maratea wacht Jesus über uns. Sind wir eigentlich in Rio? Das Wetter zwingt uns immer weiter zu fahren. Es regnet. Leider.

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Wir fahren durch Scalea, ein Touristenort, leergefegt, obwohl es Sonntag ist. Nach den Schluchten weiter im Norden ist es hier weitläufiger, schwarzer Kieselstrand. Wir halten und inspizieren die Möglichkeiten. 

Das ist gut hier. Wir bleiben. Einkaufen müssen wir noch. Erst Supermercato und dann Ökobauer. Wir kaufen Rote Auberginen – noch nie gesehen. Macht nix. Mit unserer Eataly – Tasche sind wir voll dabei. Da passt auch noch Weißwein,  Käse, Tomaten und sonstwas rein.

Wir entscheiden uns für Campeggio Lao, die haben eine Piratenflagge! Wir sind fast alleine und richten uns ein.

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Leider haben wir ganz unbemerkt noch fremde Passagiere mitgenommen. Dachten eigentlich das Problem in der Toskana schon gelöst zu haben. Weit gefehlt. Der ganze Alkoven voller kleiner Ameisen. Unter der Matratze feiern die anscheinend ein Fest. 

Wir räumen die Karre leer und sprayen und wischen was das Zeug hält. Gesund kann das nicht sein. Kopfschmerzen, tauber Gaumen. Wenns hilft!

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Das Wetter ist unberechenbar – jeden Augenblick kann es regnen. Coole Stimmung.

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Es stürmt, das Meer ist eine Sensation. Surfer und mutig müsste man sein. Wir trauen uns nicht ins Wasser. Die Wellen sind bestimmt 3 Meter hoch.


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Wo entleere ich hier eigentlich die Chemie-Toilette und muss ich da auch 50 Cent für 2 Minuten einwerfen wie in der Dusche? Finde nichts. Nichts ausgeschildert. Wenn die es so wollen, dann eben in die normale Toilette.
Ich bin ferig und höre „no, no, no“. Tja – leider zu spät. Er sagt „besser vorher fragen“. Ich denke „besser vorher sagen und ausschildern und zum richtigen Zeitpunkt da sein“. Habe trotzdem ein schlechtes Gewissen.
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Tag 6 – Chillen am Strand von Scalea – Wellen und azurblaues Meer soweit das Auge reicht

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Die Nacht war kalt. Sehr kalt. Hätten mal nicht alle Fenster offen lassen sollen. 7 Uhr – bin stocksteif vor Kälte, kann mich nicht bewegen. Alles ruhig hier, die Wogen hören wir im Hintergrund. Erstmal warten bis es wärmer wird. Und dann ab an das Meer.

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Neben uns am Strand eine Mutter mit ihrem Sohn. Eindeutig eine Russin, italienisch mit Akzent. Lustig anzuhören. Das Kind schreit, die Mutter schreit zurück. Das Kind weint, die Mutter schreit noch lauter. Russia meets Italy. Fatale Kombination für den Knirps.

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Hot. Hot. Hot.
Bewaffnet mit 20 Cent – Münzen geht es unter die Aussendusche. Fast schon schottische oder schwäbische Verhältnisse hier.

Wir dösen am Strand und wachen durch ein wiehern auf. Vor uns drei Cowboys auf ihren Pferden. Auch noch nie gesehen. Sie reiten in den Campingplatz und dann wieder raus und von dannen. Wahrscheinlich nur mal das Revier abstecken.
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Keinen Steinwurf von uns entfernt fliesst ein Fluss ins Meer. Grossartiges Gefühl wenn Süss- und Salzwasser sich treffen. Zum Glück haben wir die Luftmatratze dabei. Ein Heidenspass ist das, sich über 300 Meter ins Meer treiben zu lassen.

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Juhu, ich darf Roller fahren. Wir haben kein Aranciata Zero. Das ist die Gelegenheit. Düse in die Stadt, überhole rechts und links. Glücklich sein ist so einfach. Zurück am Platz – die Zigarettenfrage. Oh mein Gott, dann muss ich wohl nochmal los. Ich opfere mich und schwing mich nochmals auf das blaue Spassmobil.
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Tag 7 – letzter Tag am Strand bei Scalea – endlich sind wir im Camping – Alltag angekommen

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Das Camper -Leben hat uns eingeholt. Zeit und Raum spielen plötzlich keine Rolle mehr. Sanitäre Einrichtungen sind perfekt, solange Süsswasser aus den Brausen fliesst.
Wir starten mit einem Eddie Murphy – Special in den sonnigen Tag. Das Goldene Kind und der Prinz aus Zamunda entführen uns in die perfekte Welt und lassen uns an das Gute im Menschen glauben.
Gegen Mittag machen wir uns auf zum Strand. Das Meer ist türkis und blau und zum ersten mal ruhig.
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Im Hintergrund wird ein Boot geslippt. Spannend – da fährt ein Raupenbagger ins Meer und lässt das Boot ab. Pfiffig.
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Es ist zu heiß, wir haben Hunger. Gegen 14 Uhr kramen wir die Essensreste aus dem Womo zusammen und essen zu mittag. Anstrengend so ein Leben.
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Zurück am Strand erwartet mich Jack Reacher. Gestern auf den Kindl runtergeladen. Grossartige Erfindung! Stelle mir natürlich Tom Cruise als Protagonist vor und freue mich schon auf klare Wertvorstellungen und unmissverständliche Taten.
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Das Buch – der 1.Band der Reihe ist eine Sensation. Jack ist zufällig Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Im Nirgendwo. Opfer sein Bruder, John!, den er seit 7 Jahren nicht mehr gesehen hat. Alles nah an der Realität.

Über die Berge zieht es bedrohlich schwarz an die Küste. Wir packen alles zusammen und sitzen im Dunkeln unter freiem Himmel und warten auf den Regen. Zum Abschluss des ersten richtig entspannten Camper-Tags noch eine Partie Rommee. Wir einigen uns aus ein Unentschieden. Eddie Murphy liegt doch falsch! Morgen gehts nach Scilla.

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Tag 8 – an der Küste Kalabriens entlang – die atemberaubende SS18 von Scalea bis Scilla

 

Die ganze Mühe war umsonst. Es hat garnicht geregnet. Umso früher kommen wir aber los. Kurz nach 10 Uhr sind wir abfahrbereit. Vor Vorfreude war ich aber schon um 6:30 Uhr wach und habe erstmal My Big Fat Greek Wedding angeschaut. Immer wieder lustig was man mit Glasreiniger so alles anstellen kann.

Es sind gute 200 km die vor uns liegen. Es geht immer die Küste entlang. Ein Ort schöner als der andere. Links die Berge und rechts das in allen Blautönen schimmernde Meer. Vorbei an Diamante und Amantea geht es nach Pizzo. Hier wurde das berühmte Tartuffo – Eis erfunden. Wir fahren in den Ort, ignorieren den Hinweis, dass LKW links abbiegen sollen und schlängeln uns durch die Gassen. Behände wie mit einem Fiat 600. Am Ortsausgang parken wir und steigen ans Meer hinab.

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Es ist kurz vor 1 Uhr – Mittagessen an der Strandpromenade von Pizzo. Wir warten ewig auf die Bedienung. Es hat sich aber gelohnt. Die besten Spaghetti Pommodoro auf dieser Reise.

http://www.pizzocalabro.it/Ristoranti/ristorante_pizzeria_la_ruota.htm

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Satt und zufrieden suchen wir das berühmte Eiscafé und finden es. Geschlossen. Auch gut, dann eben heute Abend Granita in Scilla.

Nach dem Aufstieg zum Parkplatz entdecken wir eine Öllache unter dem Womo. Komisch. Ganz hinten rechts. Wie soll das denn da her kommen? 

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Mir schwant übles. Am Abend zuvor hatte ich Öl aufgefüllt und den Kanister wieder im Heckstaufach untergebracht. Bestimmt nicht richtig verschlossen. Spitze, bei 30 Grad in der Sonne den Roller runtermachen und nachschauen.

Tatsächlich – es sind min. 3 Liter Öl ausgelaufen. Der Teppich ist vollgesogen, zum Glück lag es unten. Scheiss Öl aus Ulm. Liqui Moli ist nicht mal in der Lage eine Verpackung zu benutzen, die wieder schließt. Ganz abgesehen davon, dass schon das Nachfüllen ein Rotz war, da es keinen Trichter gab.

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Noch 100 km bis zum Ziel – Rocco, unser Airbnb – Host wartet in Scilla auf uns.

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https://www.bedandbreakfast.eu/bed-and-breakfast-it/scilla/gemma-del-sud/2621213/

Wir cruisen durch das schöne Kalabrien und fahren in Scilla auf die Piazza San Rocco ein. Polizei, Menschenmassen, überall parken Autos. Quetschen und durch und warten auf Rocco, unseren Host. 

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Es ist Gottesdienst. Alles voll. Hier kommen  wir nie raus. Rocco kommt und wir folgen seinem Scooter. Wie durch ein Wunder ergattern wir einen Parkplatz und beziehen unser Domizil.

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Wenig später kommen Emma und Marco, sind aus Volterra gekommen. 900 km in 9 Stunden. Lächerlicher Schnitt mit dem BMW. Marco ist mehr auf der Bremse als auf dem Gas gestanden.

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Und ab ans Meer. Marco fährt. Christina ist unzufrieden. Zu italienisch. Anscheinend wohl nur innerorts. Versucht seinen Schnitt zu verbessern.

Am Strand dann zuerst Granita Fragola con Panna. Liebe es. 

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Danach rein in die Fluten. Glasklares Wasser. Trocknen in der untergehenden Sonne:

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Zum Abendessen machen wir uns zu Fuß auf. Wir haben vergessen, dass es in der Innenstadt keine Restaurants gibt, es spielt sich alles am Strand ab hier. Vom letzten Besuch wissen wir aber, dass es noch eins am Ortseingang gibt. In Flip Flops quälen wir uns den Berg nach oben.

Wir sind die einzigen Gäste in einem weiß gekacheltem etwas. Bestimmt Platz für 150 Personen. Verzweifelt versuchen uns die netten Kellner von einem Menü zu überzeugen. Schwierig, wenn man Vegetarier ist. Am Ende einigen wir uns auf hausgemachte Nudeln alla Norma, Salat, Bruschetta und gegrillte Auberginen. Skurrile Situation. Der Kellner spricht mit mir als Patron, ich schaue Marco an, er übersetzt ins Deutsche, ich antworte dem Kellner in Italienisch. Sehr leckeres Essen. 

Zurück in unsere Zwei-Raumwohnung legen wir noch die Bad- und Toilettenregeln fest und gehen schlafen. Zum Glück gibt es eine Klimaanlage. Wir schlafen bei gepflegten 21 Grad Celsius. Emma und Marco haben es lieber warm. Auf dem nächtlichen Gang zur Toilette durch ihr Zimmer bekommt man einen Hitzeschlag.

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Tag 9 – Hang Loose in Scilla – Chillen am Strand mit Blick auf Sizilien, Stromboli und Lipari – schwimmen mit Flamingos und Schwänen

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Es ist 5:50 Uhr – ich bin hellwach, die Klimaanlage brummt. 20 Grad im Zimmer, Eiseskälte. Erst mal abschalten das Ding. Irgendjemand muss es heute Nacht kälter gestellt haben. Würde jetzt gerne Tee machen. Geht nicht, da liegen ja Emma und Marco. Langeweile. IPad und Netflix helfen. So, 7:30 Uhr, es reicht. Gehe in das Wozi, die beiden schlafen. Klappere mit Töpfen, setze Wasser auf. Keine Reaktion. Süße unschuldige Kinder, wie die da so auf dem Rücken liegend schlafen.

Laufe durch das morgendliche Scilla, Blick immer auf Sizilien und hole Kaffee und Tee aus dem Womo. Zurück in der Wohnung sorge ich für gute Stimmung. Alle sind wach, der Tag kann beginnen.  

Ich habe einen freien Parkplatz direkt vor dem Appartement gefunden. Ich fahre durch die engen Gassen, Marco weißt mich ein. Würde die LKW-Führerscheinprüfung mit links bestehen.

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Ich bekomme die Haustür nicht auf. Heute morgen habe ich auch schon 5 Minuten dran rumgerüttelt. Jetzt muss Marco ran. Klappt auch nicht. Wir ziehen, drücken, fummeln. Nix geht. Verzweifelt rufe ich Emma an. Just in dem Moment macht es Klick und das Ding ist offen.

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Ums Eck gibt es Frühstück in der Bar Bellavista mit einem grandiosen Blick über die Straße von Messina und perfektem Cappuccino und Cornetti.


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Mit dem Auto geht es runter an den Strand. An unseren Lieblingsplatz direkt unterhalb der Stadt. Glasklares Wasser und kleiner Kiesel machen den Platz perfekt. Außerdem gibt es lecker Granita und Pizza. 

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Wir wollen Aufmerksamkeit. Blasen unseren Flamingo am Kompressor auf und erobern das Meer, nur um festzustellen, dass ein dreifach so großer weißer Schwan uns die Schau stiehlt.

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Mittagessen dann in unserem Lido bei Francesco. Es ist perfekt hier. 20 Euro für 4 Liegen und 2 Schirme. Nette Menschen, leckeres Essen.

https://www.facebook.com/Lido-Francesco-Scilla-142957203707/.

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Zum Abschluss spielen wir Rommee mit den Kindern, bringen es Marco bei. Er gewinnt. Anfängerglück. Habe ihn gewinnen lassen.

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Nach dem Strand ist vor dem Strand. Weil es einfach so schön ist schlängeln wir uns abends wieder die Serpentinen hinunter zur Gelateria – Pizzeria San Francesco, nur 10 Meter vom Strand entfernt. Ganz ursprünglicher Laden, hat sich seit 4 Jahren nix geändert.

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Nicht ganz. Es gibt doch was neues. Auf einmal haben die Kekse mit ihrem Namen drauf. Coppa Nettuno – 4,50 Euro. Kompletter Abend zu viert – Vorspeise, Pizza, Bier, Wein, Eis – 65 Euro. Willkommen in Kalabrien!
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Tag 10 – Scilla mare und Granita Fragola con Panne am Morgen und mittags durch das regnerische Reggio Calabria 

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Die Fernsteuerung der Klimaanlage ist verschwunden, Wasser ist ausgegangen.  Eine höllische Nacht. Heiß, stickig, dem verdursten nahe. Trotzdem bis kurz nach 8 Uhr geschlafen.

Wir holen die restlichen Vorräte aus dem Womo und frühstücken Rühreier und Tomaten in der Wohnung.
Die Wetterapp sagt für heute Regen voraus. Das hat bisher noch nie gestimmt und deshalb ignoriert. Wir gehen ans Meer und schwimmen mit den Flamingos.

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Dieser Platz ist tatsächlich magisch. Die Piazza mit der Skylla – Skulptur, der Blick auf die Vulkane und Sizilien, der Stadtstrand und das klare Meer.

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Mittagessen dann wieder in der Gelateria – Pizzeria San Francesco mit einem Wirt wie aus einem Fellini-Film.

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Es schmeckt. Heute morgen um 11 Uhr direkt schon wieder Granita und nach dem Essen natürlich auch wieder.

Pech gehabt. Manchmal hat die App dann wohl doch Recht. Es regnet. Macht uns ja nix aus. Es gibt nur falsche Kleidung. 

Mit dem Auto fahren wir nach Reggio Calabria – nur 20 Minuten entfernt und schlendern durch den Regen und die leeren Gassen. Reine Beschäftigungstheraphie.

Dafür entdecken wir das heimliche zweite Standbein der Ebersbacher Malerdynastie auf der Prachtstraße. Der Juniorchef genießt den Augenblick:

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Ho Fame. Wir snacken typisches italienisches Fastfood in leergefegten Straßen und genießen die Ruhe. Die Angestellten tuscheln über uns. Verrückte Deutsche!

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Ein Zwischenstopp bei einer der berühmtesten Eisdielen der Welt darf nicht fehlen. Es gibt ja auch sonst nichts zu tun hier bei dem Wetter.

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Aus reiner Langeweile fahren wir die berühmten Rolltreppen hoch und runter. Jede zweite ist außer Funktion, Lustigerweise machen die Rolltreppen eine Stunde Mittagspause. Wahrscheinlich schlafen sie. 

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Es ist noch früh, nix zu tun, wir nehmen einen Aperitiv im b’art cafe – die dazugehörige Pinakothek lassen wir links liegen. So langweilig ist uns dann doch nicht. 

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Zum Abendessen geht es zurück nach Scilla, ins Fischerviertel Chianalea. Filmkulisse hier. Unglaublich.

Unter den vielen Möglichkeiten entscheiden wir uns wieder für die Piratenflagge. Traditionelles Fischrestaurant. Auch die Pasta ist sehr lecker im Ristorante il Pirata. Wenigstens haben wir einen Fischesser dabei. Danke Marco.

Großartiger Blick von der Terasse ist hier inklusive.

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Auf dem Rückweg treffen wir unseren Vermieter Rocco. Er lädt uns zu Amaro ein und wir unterhalten uns mit Händen und Füßen. Ein unfassbar netter Mensch.

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Tag 11 – Sprung von der Klippe und Granita satt in Scilla

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Der letzte Tag in Scilla bricht um 5:50 Uhr an. Das kann nicht sein. Irgendwann muss man auch mal länger schlafen können. Wir drehen uns nochmal um – plötzlich ist es kurz vor 10 Uhr. Juhu!

Heute nochmal Strand bis zum Abwinken. Im Lido Francesco werden wir wie alte Bekannte begrüßt. Bekommen gleich 4 Café an den Platz gebracht. Das ist einfach wirklich sehr nett und freundlich hier, alles ohne Chichi und trotzdem oder gerade deswegen perfekt für uns.

Es gibt erst mal Granita satt:

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Dieser Becher der Gelateria San Francesco ist einer der Gründe für uns hier zu sein. Absolut verwunderlich, dass es Granita bei uns nicht gibt. Wäre mal eine Geschäftsidee.  Komisch – hier heißen irgendwie alle Francesco. Vielleicht liegt es ja am Namen.

Seit Tagen wollen wir von der Klippe springen. Emma und ich wagen es. Unglaubliche Höhe. Bestimmt 2 Meter. Kein Wunder, dass Marco da vom sicheren Strand aus zuschaut. Könnten natürlich gefährliche Meeresungetüme auf uns warten.

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Wir verabschieden uns aus Scilla mit Pizza und Gelato und nehmen uns fest vor bald wiederzukommen.
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Morgen geht es weiter nach Sizilien.

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Tag 12 – Auf nach Sizilien – wie wir Taormina links und Syrakus rechts liegen lassen

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Um 6:50 Uhr ist die Nacht endgültig zu Ende. Seit 1 Stunde überlegen wir hin und her ob wir Emma und Marco wecken oder nicht. Jetzt ist Schluss. Ich mache Kaffee und Tee, röste altes Brot in der Pfanne an und klappere mit allen Töpfen die es gibt. Nach 5 Minuten sind alle wach.

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Wir frühstücken, duschen, packen. Um 8:30 Uhr sind wir startklar. Nach uns die Sinflut. Emma und Marco besuchen Oma und Cousine in Roggiano, wollen dann weiter und sich mit Wohnwagen-Freunden am Gardasee treffen. Versteh einer die Jugend. Denen liegt die Welt oder zumindest Italien zu Füssen, und dann Gardasee. Jedenfalls war es sehr schön mit den Beiden. Neue Erfahrung auch für uns. Urlaub mit Tochter und Freund. Sind mal auf Urlaub mit RoKo gespannt…
Wir wollen nach Syrakus auf Sizilien und auf Kultur machen. Auch nicht besser. Das muss so toll sein mit all dem alten Zeugs.
Es gibt einen kurzen Abschied und wir quetschen uns mit 7 Metern durch Scillas Gassen.
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Wir kommen genau 100 Meter weit. Da ruft es „mein Freund, mein Freund“. Wir halten an und ich sehe denn netten mindestens 70 jährigen Deutsch-Italiener wieder, der mir gestern Abend seine Lebensgeschichte in 20 Minuten erzählt hatte, als ich am Auto nach einer Bikini-Hose suchte. Kommt aus Esslingen und will nur noch Urlaub in Scilla machen, niemals wieder dort hin ziehen. Verkehrte Welt. Mir gehts andersrum. Total süss, wir freuen uns beide uns wieder zu sehen und verabschieden uns herzlich.
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Ab auf die Fähre. Geht alles ganz geschmeidig. 52 Euro und 20 Minuten später sind wir im gelobten Land. Es ist noch richtig früh.

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Bin ich froh, dass ich das Dach vor dem Urlaub noch mit dem Hochdruckreiniger gesäubert habe.

Wir fahren von Messina in den Süden. Taormina kennen wir schon und lassen diesen tollen Ort erst mal links liegen. Wir wollen ja Kultur. Verzweifelt suchen wir in und um Syrakus herum nach einem Campingplatz. Wir finden nichts, treiben immer weiter nach Süden ab, finden nichts.
Dann eben doch keine Kultur. Uns doch egal. Können wir auch nachlesen. Wir fahren ganz in den Süden von Europa und landen im Caming di Vita Vera

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Der ist ganzjährig geöffnet – das Thema haben wir mal definitiv unterschätzt – und wir werden supernett empfangen. Okay – wir sind auch Gäste Nr.5 an diesem Septembertag.

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Neu und spannend für uns
– wir haben eine eigene Dusche und Toilette. Luxuscamping in Sizilien.

Alles aufbauen und dann ab ins Meer. Ins ionische. Großartig – nach 4 Tagen im Appartment endlich wieder frei!
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Tag 13 – Am wahrscheinlichsten südlichsten Campingplatz Italiens in Marina di Modica den Sturm überstehen

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Das war eine anstrengend Nacht. Zuerst stickig und heiss, dass man kaum Luft bekommen hat und ab 3 Uhr dann Regen und Wind. Im Halbschlaf neheme ich ohrenbetäubenden Lärm war und denke ich zuerst Christina räumt den Wäscheständer wegen des Regens rein, bis mir klar wurde, dass die Markise im Wind klappert. Schlafrunken sichere ich das Gestänge und räume zusammen. An echten Schlaf ist nicht mehr zu denken.

Frühstücken ist angesagt. Eier fehlen, das war klar. Aber wo ist der Espressokocher? Finde nur das alte Stück, bei dem der Siebeinsatz fehlt. Wie Schuppen fällt es mir von den Augen – den habe ich im Appartment in Scilla vergessen. Christina dreht durch, ein Morgen ohne Kaffee ist undenkbar. Ich koche Wasser und bastel aus 2 Papiereinsätzen für die Chemietoilette einen Filter. Es hält so halbwegs – der Morgen ist gerettet.

Zum Glück vertreibt der Sturm die Wolken. Um 13 Uhr wagen wir uns raus.
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Ist toll anzusehen. Aber das war es dann auch. Wir sind ja extra nicht an die Nordsee gefahren. Gegen 14 Uhr ist der Wind dann auch so stark, dass wir Markise und weiteres flugfähiges Zubehör sichern.

Wir brauchen Zigaretten und trotzen dem Wind. Direkt im Ort ist alles geschlossen. Montag. Bleibt uns nichts übrig, als mit dem Roller die 7 km nach Pozzallo zu fahren. Juhu, endlich wieder italienisch fühlen. Auf dem Corso lassen wir es uns erst mal gut gehen. In der Bar Cappello gibts Granita und Eis und Café.

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Komisches Gefühl auf Sizilien, man wartet ständig auf den Paten und beobachtet argwöhnisch das Verhalten der Menschen um einen rum. Jeder könnte ja potentiell zur familia gehören.

Wir cruisen mit dem Roller durch due Stadt. Komisch – so richtig windig ist es nur an unserem Strand.
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Suchen einen supermercato. Brauchen ja Eier und einen neuen Kaffeekocher oder zumindest Filtereinsatz für den defekten Espressokocher.

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Perfekt. Alles bekommen. Über die vierspurige SP66 geht es zurück. Immer hart gegen den Wind. Unsere Sfera gibt alles – mit 50 km/h trotzen wir den Naturgewalten und kämpfen uns durch Sandverwerfungen. Endlich ist klar wie sich sandstrahlen im Gesicht anfühlt.

Am Platz angekommen packen wir alles zusammen. Es tröpfelt, das Wetter wie an der Nordsee. 

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Wir ziehen warmes Zeugs an und öffnen die Prosecco- Flasche. Morgen fahren wir weiter.
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Tag 14 – Die Flucht vor dem schlechten Wetter und die verzweifelte Suche nach einem Campingplatz – einmal quer über die Insel


Um 8:30 Uhr haben wir schon alles gepackt und sind abfahrbereit. Das Wetter ist besser, wir wollen die südliche Küste entlang nach Agrigento.


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Wir fahren die Nebenstrassen am Meer entlang. Alles sehr trist und traurig. Kein schöner Fleck zu finden.
Bei Vittoria wissen wir endlich live und in Farbe wo unser Gemüse herkommt.

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Wir verabschieden uns von der Vorstellung sizilianischer Ökobauern, die per Hand unsere Tomaten ernten, nachdem wir kilometerlang an Gewächshäusern und Müllbergen vorbeigefahren sind.

Ein paar Kilometer weiter sehen wir, dass Agrarwirtschaft und Schwerindustrie prima harmonieren.

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Uns egal. Wir müssen tanken und Gemüse ist unser Fleisch. Ausserdem sind wir zum baden hier.
Blöd nur, dass wir direkt in die Wolkenfront fahren und die Scheibe schon Tropfen abbekommen hat. Zum Glück gibts die Wetterapp. In Cefalu soll es schön und sonnig sein. Wir disponieren um und wuchten unser Womo quer durch Sizilien über das Gebirge. Hier gibt es nichts. Nur Brücken. Die ganze Strasse ist auf Stelzen gebaut. Entweder alle anderen machen was falsch, oder der Autobahnbauer besitzt ein Stelzenfachgeschäft. Unglaublich, sogar Brücken die Brücken kreuzen. Auf Stelzen!

Wir erreichen den anvisierten Campingplatz vor den Toren der Stadt. Toller Platz, tiptop. Aber wo ist das Meer? Ganz am Ende, ganz unten, Steine, riesige Brandung. Gefällt uns nicht, wir ziehen nassgeschwitzt vom Aufstieg vom Meer, weiter. Ist ja erst 13 Uhr. Wir fahren mit dem Womo durch Cefalu durch. Spannend. Und dann weiter die komplette Küstenstrasse entlang, halten immer wieder und nichts gefällt uns. Dafür essen wir in der Keramikhochburg Siziliens lecker Granita in der  Bar il baronetto

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Habe noch nie so viele Läden mit bunt bemalten Tellern und Figuren gesehen. Das müssen Millionen sein hier inSanto Stefano di Camastra.

Kein Strand, zu viel Brandung, nicht am Meer gelegen. So sieht es heute an der Nordküste aus. Sizilien ist keine Campinginsel, denken wir.

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Fündig werden wir schlussendlich zwischen Patti und Falcone. So weit wollten wir garnicht fahren. Die Gegend kennen wir ja auch schon. Cefalu oder Palermo können wir jetzt vergessen,

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Wir landen um 18 Uhr auf dem Camping Villaggio Marinello und sind einfach nur froh da zu sein. Guter Kompromiss. Riesig, aber leer. Wir stehen am Meer und sind auch sofort nach dem sagenhaft schnellen Aufbau rein gesprungen.
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Tag 15 – Sonne satt am einsamen Strand – nackt in den Wellen baden, wer hätte sowas schönes hier erwartet

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Die juckenden Stiche an unseren Beinen und die Hitze des Morgens wecken uns auf. Die Sonne steht über dem Meer und knallt unbarmherzig in unser Schlafzimmer. Dafür haben wir ja Meerblick und abends dann schön Schatten. Endlich wieder Camping – Normalität.
Zur Dusche ist es eine Weltreise. In unseren weissen Bademänteln lustwandeln wir über den gesamten Platz, ziehen neidische Blicke auf uns. Schon im zweiten Campingjahr sind wir das wahrscheinlich am besten ausgestattete Womo Bj.1991.
Wir wollen ans Meer. Direkt am Platz beginnt ein Naturschutzgebiet. Irgendwo muss da auch eine Grotte sein im Riserva Naturale Laghetti di Marinello.

Wir laufen 200 Meter am Strand entlang und entdecken das Paradies. Nach 500 Metern sind wir alleine, der Strand, die ganze Welt gehört uns.

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Ein großartiger Platz. Über uns, in geschätzt 70 Meter Höhe, trohnt schützend ein Kloster. Wir spekulieren, ob die Sünder sich hier früher mit einem beherzten Sprung reinwaschen konnten. Was man eben nicht so alles macht um dem Fegefeuer zu entgehen.
Wir geniessen Meer und Sonne und baden nackt in den Fluten. Freiheit pur. Immer wieder ziehen Pärchen an uns vorbei, suchen einen schönen Platz. Jedesmal schlingen wir die Handtücher um uns. Alles verläuf sich in der Weite des Strands. Ganz unbemerkt liegen nach einer Weile in 75 Meter Respektsabstand links und rechts 2 ältere Herren neben uns. Haben wir garnicht mitbekommen. Der eine zieht sich aus und stolziert freudig geschwollen ins Meer.
Zeit für uns zu gehen, jetzt wo sich auch die Wasser- und Zigarettenvorräte dem Ende zuneigen.
Ausserdem hat auch Jack Reacher seine Mission erfolgreich beendet.
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Wir hatten heute noch kein Granita und haben keine Zigaretten mehr. Endlich wieder Sfera fahren. Wir düsen in die angrenzende Stadt, nach Oliveri, und wählen die zentralste Bar aus.
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Zwei Cafe und zwei Granite con Panna später sind wir uns einig, dass dies das beste Granita dieser Reise war und wir kommen morgen auf jeden Fall wieder in die Gelateria Orchidea, auch schon um zu sehen ob die fünf Männer immer noch da sitzen. 

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Haben sich doch tatsächlich 30min lang angeschwiegen. Müssen schon lange miteinander verheiratet sein.

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Tag 16 – endlich wieder ein geregeltes Leben für den Camping-Autisten – Rituale schaffen Vertrauen

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Die Nacht war unruhig. Um 1:30 Uhr schrecken wir auf, es riecht verbrannt. Vertrauter Geruch von unserer letzten Sizilien- Reise. Damals sassen wir nachts auf gepackten Koffern, unser Ferienort stand in Flammen. Und jetzt schon wieder? Sizilien brennt? Ich öffne die Luke und sehe unsere belgischen Nachbarn am Grill zündeln. Was ein Kasper. Hege kurz den Gedanken das Ding zu löschen, falle aber wieder in ein Wachkoma. Zum Glück schlafe ich nicht wirklich. 2:30 Uhr – die Belgier sind endlich im Zelt, ich höre vertrautes Trommeln auf dem Dach. Nix wie raus, der Regen kommt! Ich sichere die Untensilien und verstaue alles unter der Markise. Döse weiter. Der Regen kommt nicht. Plötzlich juckt es an den Beinen, gestern leider nichts dazu gelernt. Schon wieder aufstehen. Hole das Autan, reibe Christina und mich ein. Bestialischer Geruch im Womo. Lege mich wieder hin. Nichts zu machen – 3 Uhr, jetzt bin ich wach. Mir ist langweilig. Christina tut so als würde sie schlafen.
Schaue erst mal Eve und der letzte Gentleman zu Ende. Normalerweise klappt das. Heute nicht. 3:45 Uhr. Star Trek – Time. Benedict Cumberbatch als Khan will seine alte Besatzung befreien. Einer der besten Filme aus der Reihe. Star Trek hilft. Um 9:45 Uhr wachen ich auf.
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Unser Motto heute – never change a good day. Aber Stop, irgendwas ist anders. Zum ersten Mal überhaupt kümmert sich Christina um das Frühstück und bruzzelt gutgelaunt Rühreier. Ihre Nacht scheint leichter gewesen zu sein als meine. Egal – den Tag merken wir uns.
Vor unserem Womo ist gleich der Strandweg. Ich beobachte die Menschen, die vorbei ziehen. Eine jüngere deutsche Frau blickt wohlwollend auf unser Ensemble und sagt zu ihrem Begleiter „Schau, die haben aber auch alles dabei!“ – ich liebe es. Wie gesagt, und das schon im zweiten Campingjahr – bestausgestattes Womo Bj.91.
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Autisten – wir gehen wieder an den Strand. Gleiche Stelle, gleicher Weg, gleiche Ausstattung. Gleich schön. Einziger Unterschied – wir nehmen Nahrung und ausreichend Zigaretten und Wasser mit, und wir werfen einen Blick in die Grotte. 

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Ist eher ein Tunnel – vielleicht ist die Grotte ja ganz woanders?

Das Kloster ist immer noch da. Ein Glück. Müssen deutlich mehr als 70 Meter Höhe sein. 

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Es hat sich herausgestellt, dass es eine Wallfahrtskirche in Tindari ist. Waren wir auch schon. Mit so nem griechischen Amphietheater. Damals hat Christina Kaktusfrüchte direkt vom Strauch gegessen und danach 6 Monate gebraucht um die Stacheln aus dem Mund zu bekommen und den Eiter in den Griff zu bekommen.

Die Spanner sind auch wieder am Strand. Diesmal aber an anderer, interessanterer Stelle. Wir sind frei, geniessen Wetter und Meer solange bis die Sonne hinter der Kirche verschwindet und wir im Schatten liegen.

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Zurück am Platz. Maximaler Supergau. Links von uns eine deutsche Familie im T4 – Bus mit kleinen Kindern, die die ganze Zeit reden. Rechts von uns Italiener im T6 – Bus, die die ganze Zeit über Lautsprecher telefonieren. Der gesamte Platz ist frei. Wie die Motten das Licht suchen die weissen VW-Busse unser Hymercamp.
Genervt schwingen wir uns auf den Roller. Granita und Cafe reichen da nicht aus. Wir trinken noch Campari-Spritz und vergessen für einen Moment das drohende Ungemach.
Zurück am Platz – es hat sich nichts geändert. Telefon von rechts. Simon und Jakob von links.

Wir gehen duschen. Toilette entsorgen. Kommen zurück. Von rechts Ruhe. Links Baby-Geschrei. Wir kontern mit unserer Spotify-Cure-Playlist und kochen im Freien, klappern mit den Töpfen.

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Vorsorglich noch ein FaceTime – Anruf nach Hause. Damit sind beide Seiten bedient.
Aber es geht noch besser. 20:30 Uhr, das Essen ist vorbei. Wir haben leer getrunken. Ist ja noch ne Flasche Weisswein im Kühlschrank. Hektische Suche führt zu keinem Ergebnis. Hilft nichts – Kühlschrank und Kühlbox sind leer. Kein Problem. Schwinge mich auf den Roller. Lasse ihn erst mal vor dem T4 warm laufen. Fahre das ganze Kaff ab. Alle supermercatos sind geschlossen. In eine Bar traue ich mich nicht rein. Sieht dann doch zu sehr nach Alkoholmissbrauch aus. Zurück am Platz sorge ich mit kurzen Gasstössen für gute Nachbarschaft.

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Tag 17 – Riserva Naturale Laghetti di Marinello – planschen in der eigenen Bucht

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Heute Nacht waren wir nur einmal wach. Haben ja dazugelernt. Großflächig Autan verwendet. Nur mein linker Arm wurde vergessen. Fürchterliches Jucken waren die Folge und eine Nachbehandlung mitten in der Nacht. Die Biester finden jede frei Stelle.

Der Morgen beginnt ganz entspannt mit der Fortsetzung des Star Trek Films. Kirk opfert sich, Männerfreundschaften mit Vulkaniern entstehen. Ich mag den neuen Spock nicht.

Alkohol, wir brauchen Alkohol. Und Wasser. Mit dem Roller gehts zum einkaufen. Raumwunder. Selbst die Wasserflaschen passen auf das Trittbrett. Der Alkohol ist sicher unter dem Sitz verstaut. Zigaretten haben wir vorsorglich auch noch gekauft. Sowas wie gestern Abend darf uns nicht mehr passieren.

Mit dem Gefühl der Sicherheit watscheln wir ins Naturschutzgebiet und sind heute mutig. An den Felsen entlang tasten wir uns zur nächsten Bucht entlang. Wir sind alleine. Our Hood.

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Irgendwann gesellen sich wieder die zwei Spanner zu uns. Alle 30 Minuten laufen die den Strand hoch und runter. Business as usual. 

Als die Sonne hinter der Klippe verschwindet kämpfen wir uns wieder durch die Wogen zurück.

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Auf dem Rückweg treffen wir allerlei seltsame Gestalten. Eine Frau setzt das im heimischen Hallenbad gelernte Wassergymnastik-Programm mit einer lila Poolnudel im Meer um. Einfach so für sich alleine. Wo die wohl herkommt?

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Zurück am Platz ist unser rechter Nachbar schon wieder am telefonieren. Mit Lautsprecher. Er schreit ständig „Tindari, Tindari“ ins Telefon. Hat er gestern schon gemacht. Muss jedem erzählen wo er gerade ist. Ein Hektiker vor dem Herrn.

Wir düsen wieder in unser Lieblingscafé, dort wo es das wahrscheinlich beste Granita Fragola con Panna der Welt gibt. Es sind auch immer dieselben Menschen hier. Fast schon Heimat.

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Dabei soll es nicht bleiben. Der Campari – Spritz hat uns gestern schon in wohlige Stimmung versetzt, warum also nicht auch heute. 

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Zurück am Platz setzen wir die tägliche weisse Karavane in Gang. Zwei Camper in Bademänteln und einem Fäkalientrolly drehen ihre Runde. Erst Entsorgung. Dann Duschen.
Wir beenden den Abend mit einem „Best of Queen“ und Weisswein an Spaghetti Pomodoro zubereitet in der Aussenküche. Ich glaube ich gründe eine Camper-Partei. Frei Fahrt und Stellplätze für alle Camper. Und Bier. Und Wein. Und Zigaretten. Und Entsorgungsstationen. Und warme Duschen. Und Brötchenservice.

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Tag 18 – bei 35 Grad Celsius – Mitte September – vor dem Spanner auf der Flucht

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Durchgeschlafen. Danke Autan. Schon morgens ist es knalle heiß im Wohnmobil. Das wird sicher spannend heute, es soll 37 Grad geben. Wir packen unsere sieben Sachen und machen uns auf den Weg in die Einsamkeit. Habe mich in der Distanz leicht verschätzt. Es sind 2,5 km die wir durch das Naturschutzgebiet zurücklegen, bis wir an unserer Bucht sind. Und das mit Essen und Trinken und Strandutensilien auf dem Rücken. Bestimmt 15kg. Im Prinzip machen wir also Aktivurlaub!

Leider heute besetzt. Das junge Pärchen muss dort geschlafen haben. Auch cool. Zudem hat ein Boot festgemacht. Die Leute sind angezogen. Spießer.

Wir wandern weiter bis ans Ende der Möglichkeiten mit Flip Flops und sind alleine.
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Jack Reacher ist heute auch wieder dabei. Habe es nicht mehr ausgehalten und den 2.Band runtergeladen. Sieht nicht mehr aus wie Tom Cruise in meiner Vorstellung, ist fast 2 Meter groß. Eine weitere Illusion ist geraubt.

Das Wasser ist ganz flach und bei der Hitze ist es eine Wohltat nackt im Meer zu liegen und sich abzukühlen. Immer wieder rein, raus, Jack Reacher, Zigarette, kaltes Cola Zero. Phantastisch. Bis zu dem Zeitpunkt wo einer unserer beiden Freunde es sich in unserer Bucht gemütlich macht.

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Wenn ich Jack Reacher wäre, dann wüsste ich was ich mit meinem Schirmständer und dessen Kopf und seiner dämlichen blauen Mütze anstellen würde. So bleibt es bei meiner und schlussendlich auch seiner Phantasie.

Ist trotzdem ein schöner Ort, wir planschen weiter und sind dankbar über den Schatten der Felswand bis es dann doch zu kühl wird. Wir kämpfen uns wieder 1 km durch einsame Buchten zurück und legen uns in die Sonne. Keine 10 Minuten später läuft die blaue Mütze an uns vorbei und verzieht sich. Hat der ein Glück, dass mein Vorname nicht Jack ist.

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Heute ist alles später, weil so heiß. Erst um 17:30 Uhr genießen wir unser Granita. Und weil es so gut aussieht und wir es in Pizzo verpasst haben, gibts gleich noch ein Tartufo hinterher. Die Bedienung, inzwischen eine gute Freundin, konnte ich damit überraschen. Sie hat nur mit dem Campari-Spritz gerechnet.

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Es dämmert als wir wieder zurück fahren. Kurzer Zwischenstopp noch am Supermarkt. Wir brauchen Spüli. 

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Wenn ich schon mal da bin, dann nehme ich doch gleich noch ein 10er – Pack Campari Soda, Prosecco und Basilikum mit.
Nach der weissen Karavane zähle ich meine verbleibenden T-Shirts. Das wird nicht reichen. Müssen doch waschen. Christina freut sich. Endlich. Mit der Laterne bewaffnet dackeln wir zur Waschmaschine. Ein riesen Ding. Da passt noch mehr rein. Und es kostet 5 Euro. Wir haben nur 4,50 dabei. Wieder zurück zum Womo – viel mehr Wäsche und Geld holen. Alles drin, auch schon das Waschmittel. Maschine nimmt keine 2 Euromünzen. Auf zur Rezeption und wechseln. Die Frau deutet auf das Waschmittel in meiner Hand „no, no, no“. Gibt mir zu verstehen, dass es wie bei uns zuhause ist, die Maschine dosiert selbst. Wenn die mal wüsste. Jetzt wird’s dafür bestimmt sauber.
Wieder zurück am Womo kochen wir draußen im Dunkeln. Irgendwie haben wir hier keine Kraft abends noch essen zu gehen.

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Tag 19 – Sonntags ist am Strand mal garnichts los – dafür Abendessen mit dem Bischof von Patti

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Der Morgen beginnt früh für mich 6:45 Uhr. Erstickungsgefahr. Es ist warm und stickig. Leise summt der Ventilator und bläst die Luft überall hin, nur nicht Richtung Bett. Christina schläft den Schlaf der Gerechten, ich bin hellwach. Die Sonne geht auf und die Wäsche wedelt sanft im Wind.

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Der perfekte Tag um mit den Eisprinzen / Blades of Glory in den Tag zu starten. Nach Anchorman2 der wahrscheinlich beste Film mit dem großen Will Ferrell.

Morgen geht es wieder zurück aufs Festland. Deshalb heute nochmal das komplette Autistenprogramm. 

Am Strand sind wir komplett alleine. Es soll nachmittags auch zuziehen. Wir genießen es nochmal mit Blick auf Lipari und Stromboli.

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Jack Reacher hat, wie auch schon im 1.Band, Sex mit der weiblichen Protagonistin. Kann niemals Tom Cruise sein.

In der Gelateria Orchidea essen wir später dann wieder dieses köstliche Granita und zur Belohnung für den aktionsreichen Tag noch ein ausgesprochen leckeres Eis.
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Anscheinend haben wir an den Tagen zuvor den Campari leer getrunken. Auch egal, dann eben Campari-Soda mit Prosecco. Der Nachmittag ist gerettet.

Leicht angedüdelt geht es mit dem Roller zurück zum Womo. Die Weiterreise muss vorbereitet werden. In Windeseile wird abgebaut, das Zeugs in der Heckgarage (besser Heckloch) verstaut, der Roller hochgewuchtet und vertäut. Wir haben noch was vor. Wollen wenigstens einmal auf Sizilien essen gehen.
Aber jetzt erstmal die weisse Karawane starten. Ganz seltsam hier. Ausser uns trägt keiner Bademäntel. Habe auch noch nie jemand sein Chemieklo entleeren sehen. Alles keine waschechten Camper, so wie wir, denken wir.
Kurz vor 20 Uhr starten wir ins 200 Meter entfernte Restaurant La Ruota.
Alles leer, für 8 Personen ist ein grosser Tisch eingedeckt. Unser Tisch ist direkt daneben. Ich habe lautes Kindergeschrei im Kopf und Angst.
Plötzlich erfüllt eine schwere Aura die Terasse, ein Geistlicher mit rosafarbenem Pileolus betritt die Bühne, umschwärmt von servilen Gläubigen. Christina sagt sofort – ein Kardinal, kenne ich aus Dornenvögel. Ich sage, der Dorfpfarrer, der sich einem Ghetto-Rapper gleich, ein grosses silbernes Kreuz um den Hals gehängt hat. Google hilft. Danke. Es ist Guglielmo Giombanco, der Bischof von Patti, des diekt angrenzenden Bistum Patti. Ich traue mich nicht. Christina ist das Fegefeuer egal und schießt ein Bild, während ich im bagno bin.

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Der gute Mann ist dieses Jahr ernannt worden und tingelt jetzt wahrscheinlich durch die Gemeinden. Sitzt am Tisch mit 5 Pfarrern und 2 Weltlichen und bespricht bestimmt die anstehende Gemeindereform. Sind ja alle nicht mehr die Jüngsten. Viel Glück und Erfolg dabei!

Die Jungs essen 5 Gänge und lassen zum Schluss ihr Tartufo mit Amaro Montenegro übergießen. Hatten sicher einen  schweren Tag. Ist ja Sonntag.
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Tag 20 – on the road again – einmal quer über den Stiefel zum Camping Onda Azzurra – auf der Suche nach Petra, der freundlichen Transsexuellen

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Heute geht es weiter. Ich bin um 6 Uhr wach. Aufgeregt. Schlafe dann seelig bis 8:30 Uhr weiter und Träume von der Fahrt durch Kalabrien.

Um 10:30 Uhr haben wir alles erledigt, Wasser ver- und entsorgt, Toilette gereinigt, bezahlt. Haben sogar ADAC Rabatt bekommen. Muss mir so ne ASCI -Karte holen, wir haben 180 Euro für 6 Nächte bezahlt.

Zum Abschied gibts nochmal Granita. Unser Wohnmobil parken wir mitten im Stadtzentrum. Sind ja inzwischen gute Bekannte. Die Bedienung war erstaunt uns so früh zu sehen. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass wir Campari bestellen. 

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Gerade als wir starten wollen, werden wir von einer älteren Dame angesprochen. Sie sind aus Göppingen? Ich auch! Lustig. Wir haben sogar gemeinsame Bekannte. Auch sie ist seit 50 Jahren in Deutschland und will auf keinen Fall mehr nach Italien zurück. Ihre Schwester, die sich dazugesellt, hat es anders gemacht. Sie ging wieder zurück und bereut es sehr.

Wir werden uns wiedersehen. Die Welt ist ein Dorf.

Wir fahren nach Messina zur Fähre. Ich verzweifle erst einmal an dem Self-Service-Automat, bin aber zu cool um an einen Schalter zu gehen. Dann verzweifel ich an der italienischen Fähr-Dienstleistungsgesellschaft. Wo ist sie denn? Keine da. Wir warten 40 Minuten.

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Endlich gehts weiter. Als ich das Womo von oben sehe wird mir klar, dass ich daheim wieder aufs Dach muss. Komplett verdreckt. 

Wir fahren heute Autobahn. Die wunderbare A3 durch atemberaubende Landschaften bis hinter Cosenza, um dann an die ionische Küste zu gelangen. Unterwegs erklimmen wir fast 700 Meter Höhe und verfahren uns auf den Straßen ans Meer. Unser Glück. Am Straßenrand entdecken wir einen Verschlag mit Peperoni. 

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Ich halte sofort an und schlage zu. Zwei mal pepperoni picante lungo und zweimal dolce lungo und zweimal picante eingelegt für in Summe 30 Euro. Wir haben Peperoni bis in alle Ewigkeit gekauft. Der Bauer das Geschäft der Woche gemacht.

Es geht weiter, vorbei an Feldern mit Zitronen und Granatäpfeln. Traumhaft.

Unser Ziel den Campingplatz Onda Azzurra erreichen wir gegen 18 Uhr und ergattern den letzen Platz. Wir tauchen in eine andere Welt ein.  Deutsches Paralleluniversum für unter 15 Euro / Nacht. Werden sofort zum Oktoberfest am Donnerstag eingeladen. Wir sind gespannt, ob wir die Menschen aus der großartigen ARD – Dokumentation treffen. Besonders gern wollen wir mit Petra, der guten Seele des Platzes, am Strand Tai Chi praktizieren.

Wir haben eine Campingplatz – Karte erhalten und mit 60 Euro Bargeld aufgeladen. Musste Bargeld sein. Damit können wir hier alles bezahlen. Nur damit. Genial. Schattenwährung. Geldwäsche. Umgerechnet in echtes Geld haben wir heute das günstigste Abendessen des Jahres genossen.

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Leider von Petra keine Spur. Wir hoffen auf den nächsten Tag.

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Tag 21 – Deutschland, du hast uns wieder – ein Tag auf dem Camping Onda Azzurra

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Es ist 4 Uhr – ich schrecke hoch. Hundegebell überall. Es rummst und scheppert um uns rum. Und es ist kalt. Ich google das Wetter. Eigentlich war ja Bari heute unser Ziel, weil angeblich warm, aber jetzt ist das Wetter dort schlecht. Wir können bleiben und staunen. Seelig schlafe ich weiter.

Nachsaison ist Hauptsaison. Zumindest in Onda Azzur. Es ist tatsächlich voll und als wir in unseren weissen Bademänteln zur ersten wirklich warmen Dusche seit 20 Tagen marschieren, werden wir gar nicht komisch angeschaut und überall mit einem freundlichen „Guten Morgen“ gegrüsst. Herrlich. Wir sind durchschaut und angekommen und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Alles ist top gepflegt und lecker hier.

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Und hier stehen sie also, die mittelgroßen Wohnmobile. Die 100.000 Euro und deutlich darüber Klasse. Die Concords, Morelos, Niesmann&Bischoffs, die großen Hymer und wie sie alle heißen. Oft einen Smart oder eine A-Klasse auf dem Anhänger dabei. Große Wohnwagen mit Cayennes oder M-Klasse als Zugfahrzeug.  Hier versammeln sie sich um ihr La Dolce Vita zu genießen bei unter 15 Euro / Nacht und einem rundum sorglos Paket. Hier muss keiner mehr raus und man spricht deutsch.

Und wir Camping-Anfänger stehen mit unserem alten Gefährt mittendrin. Ein bischen verloren zwischen all den Riesen. 
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Uns hilft der Gedanke, dass unser Hymer den Alterdurchschnitt bei den Womos deutlich steigert und wir ihn bei den Campern deutlich senken. Das wir sowas noch erleben dürfen. Hier wäre „junge Dame“ und „junger Herr“ nicht nur als nette Floskel zu verstehen.

Das ionische Meer hat uns wieder. Ein leichter Wind kühlt einen am weitläufigen und leeren Sandstrand ab. Fast schon zu kühl nach der Wärme auf Sizilien.

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Wir chillen am Strand – Jack Reacher muss ja noch die Nazi-Milizen stoppen – und warten immer noch auf Petra.

Ho fame!

Wo soviel Sonne ist, da muss auch Schatten sein. Das wird unmissverständlich klar, als wir nach einem anstrengenden Strandvormittag hoffnungsfroh an der Campingplatz – Bar ankommen. Geistig hatten wir uns auf Panini und Pommes Frites eingestellt. Wir stehen vor einem heruntergelassen Rolladen. Chiuso. Kein Hinweis wann sich das ändern soll. Zu faul zum selber machen laufen wir 300 Meter den Strand entlang und landen am Lido Aurora. Stoffservietten. Meiner Schwiegermutter würde das gefallen. Auch nicht schlecht. 

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Das Essen um Klassen besser als gestern Abend. Der Wein dafür ungenießbar. Sauer. Wir sind Wirkungstrinker und nehmen große Schlücke. Hat sich gelohnt. Die 300 Meter Rückweg kommen uns wie 3 km vor. 
Die Wolken kommen. Es zieht vom Land aufs Meer hinaus. Hektisch packen wir zusammen. Angst vor dem Regen. Aber er kommt nicht. Dafür kommt Kill the boss. Sehr sehr lustiger Film.  Großartige  Besetzung. 

Der schlechte Wein hat uns runter gezogen. Vielleicht ist es auch die Uhrzeit. Wir gehen an die Bar. Offen, zum Glück, und wir sind wahrscheinlich die Ersten, die hier Campari Spritz trinken.

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Petra fehlt immer noch. Wahrscheinlich zu früh im Jahr für die Überwinterer an diesem schönen aber einfachen und einsamen Stück Deutschland mitten in Italien.
Nach unserer täglichen Abendprozession, die schon fast religiösen Charakter hat (ich hoffe mein Freund, der Bischof von Patti sieht es mir nach, beenden wir den Tag ganz entspannt mit Queen, Pasta und Prosecco vor unserem Womo.
So ähnlich wie alle anderen um uns rum. Onda Azzurra – our hood! Morgen müssen wir leider weiter.

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Tag 22 – die Flucht vor dem Regen – 650 km in 9 Stunden bis nach Ancona – Weltrekord

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Wie immer wenn es weiter geht bin ich aufgeregt und früh wach. 5 Uhr. Vielleicht liegt es auch an den 30 Stichen die meinen Körper überziehen. Das muss ein Fest für die Viecher gewesen sein. Wir hatten gestern noch grosszügig mit Produkten der chemischen Industrie hantiert. War – trotz schwarzem Mückenteppich auf dem Tisch – wohl ein Tropfen auf den heissen Stein.
Um 6 Uhr halte ich es nicht mehr aus und werfe die Kiste an. James Garner in Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe . Einer meiner Lieblingsfilme. Um 7:30 Uhr ist dann der Morgen für alle vorbei. Es wird gepackt, um 9:30 Uhr verlassen wir diesen Ort glückseeliger „Best-Ager-Plus-Camper“. Wir sind froh, es gab während unseres Aufenthalts keinen Todesfall.

Wir fahren am ionischen Meer entlang Richtung Bari. Bestes Wetter. An einer Tankstelle füllen wir Diesel auf und kaufen von den unfassbar alten und zahnlosen Betreibern des angrenzenden Cafes selbstgemachten Weisswein und die beste Foccacia aller Zeiten.
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Extrem viel Fett, Olivenöl – einfach perfekt. Komische Stimmung um 11 Uhr vormittags hier, mit all den Männern in Jagdkleidung die Bier trinken. Wir sind eingeschüchtert aber selbstbewusst.
Auf dem Weg zur Autobahn in den Norden halten wir uns an unser Garmin-Camper-Navi. Wird schon richtig sein, wenn wir hier durch Oliven- und Mandarinenhaine hindurchfahren.
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Als wir vor einem „Durchfahrt Verboten“ – Schild stehen, ignorieren wir alle Hinweise. Der kleine Traktor vor uns mit dem 14jährigen Fahrer fährt ja schliesslich auch durch. An jeder Kreuzung neue Schilder, wir fahren trotzdem weiter und kommen zu einer eingestürzten Brücke. Der Traktor kämpft sich links durch das ausgetrocknete Flussbett hindurch. Wir mit durchdrehenden Vorderrädern und aufsetzender Rollerbühne hinterher. Ist eben doch ein Offroad-Wohnmobil.

Zum Glück sind wir dem idiotischen Navi gefolgt. Wir stehen auf einmal vor einer Olivenöl-Mühle. Wir kratzen unser letzes Bargeld zusammen – 24 Euro. Der freundliche Mann hat Erbarmen und gibt uns 5 Liter dafür. Danke.

Endlich sind wir wieder auf der Autobahn – die A14 quer durch Apulien nach Bari. Wir kämpfen uns mit unseren 75 PS den Anstieg hinauf und landen im Regen und Wind. Wir schaffen keine 100 km/h, so stark bläst es. Die LKWs nehmen uns als Verkehrshinderniss wahr.
Ich freue mich über meine neuen Wischer. Funktionieren perfekt. Bis zu dem Moment, als der Wind einen Wischer erfasst und aus der Halterung reisst. Full Stop auf der A14. Gelbe Warnweste an, Wischer suchen. Ein 40 Tonner hat ihn gefunden. Ich halte nur noch Einzelteile in der Hand und repariere professionell mit Klebeband. Alles dabei im bestausgestatteten Womo Bj.91.

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An der nächsten Tankstelle kaufe ich einen neuen Wischer. Praktisch, die gibts hier auch einzeln für 16 Euro. Ärgert mich trotzdem, da ich jetzt zwei unterschiedliche habe. Ich beobachte welcher besser funktioniert. Bin der Meinung der Alte!

Zum Glück haben wir den zweitklassigen Wischer dran. Es regnet ohne Ende. Wir fahren und fahren. Letztes mögliches Ziel ist südlich von Ancona. Weiter können wir nicht mehr. Zu laut, zu anstrengend. Wir haben Glück.

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Hier hat es schon geregnet und die Sonne scheint bei niedriger Temperatur auf dem Camping Bellamare.

Wieder mal verkehrte Welt hier. Pseudochic mit Extrakosten für warmes Wasser und Internet. Dafür Pool und Restaurant. Verstehe das nicht. Der Süden ist einfach entspannter. Wir prozessieren zur Dusche und das zugeteilte Wasser reicht gerade mal zum Haarewaschen. Auch hier kennt der Betreiber die korrekte Wassermenge und -temperatur anscheinend besser als seine Gäste.

Im Restaurant setzt sich der Kitsch fort. Türkise Vespa im Speiseraum. Was macht die da? Die sollte doch auf der Strasse sein! Doppelter Kitsch, annähernd doppelter Preis im Vergleich zu Kalabrien. Schmeckt trotzdem gut.

Wir watscheln zurück zum Womo und zittern uns in den Schlaf.
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Tag 23 – zum Abschluss an den Gardasee – langsame Aklimatisierung an die Zivilisation

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Das war mal eine richtig kalte Nacht. Und die Stechmücken hier im Naturschutzgebiet Riviera del Conero sind deutlich grösser als in Kalabrien. 6 Uhr. Ich bin steif gefroren. Schleppe mich zur Heizung, höchste Stufe, schliesse alle Luken. Warten bis es warm wird. Christina schläft, oder tut so. Der erste Teil der neuen Star Trek – Reihe vertreibt die Zeit. Ich mag den neuen Spock immer noch nicht.
Nicht dran zu denken raus zu gehen. Es könnte überfrierende Nässe haben. Frühstück drinnen. Irgendwann müssen wir raus. Christina hat einen Womo-Koller. Komisch, 12 qm sind ihr zu eng. Sie reisst alle Luken auf. Die Wärme strömt herein. Sonne, herrlich – wie man sich täuschen kann.
Auf zum limitierten Duschen. Verstehe es immer noch nicht. Würde lieber mehr Geld für die Übernachtung zahlen.
Wir legen uns ein letztes mal an den Strand. Die Adria. Weisse Kiesel, echt schön hier. Leider zu kalt für einen letzten Sprung  ins Meer.
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Jack Reacher beendet sein Abenteuer. Wobei, bei ihm ist das Alltag. Schiesst dem Übeltäter aus 1.200 Meter in den Kopf, rettet San Franzisko, überlässt die weibliche Protagonistin einem anderen. Nicht, dass er sich vorher noch leidenschaftlich mit ihr vereint hätte.
Wir ziehen weiter und entscheiden uns nach 1 h Fahrt für etwas total verrücktes. Gardasee, 5 Sterne Camping, 2 Nächte. Waren wir noch nie, wollten wir auch nie. Aber alle schwärmen davon.

Es ist so langweilig auf der Autobahn. Fahre  was das Zeug hält. 103 km/h, linke Spur. Der Stau ist hinter mir. Mir egal.

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Nach 4 Stunden endlich runter von der Autobahn, am See entlang nach Lazise. Vorbei an Waterworld, Movieworld, Gardaworld, sonstwasworld. Achterbahnen, Wasserrutschen, wie in Rust.

Wir treffen ein, auf dem Camping Piani di Clodia. Stehen direkt im Schatten. Neben uns ein 7,5 to Concorde – Wohnmobil. Wir werden mit dem Golfwagen über den Platz gefahren. Hilfe, wir brauchen eine Karte. Schnell wird klar, das hier ist gut organisiert und fest in deutscher Hand. Das haben wir so noch nie gesehen. Onda Azzurra, hier kannst Du was lernen.
Wir suchen uns einen tollen Platz mit Seeblick aus und richten uns zum letzten mal komplett ein.

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Lustig, dass Emma mit Marco letzte Woche auch hier war, auf der Rückfahrt von Roggiano. Die Spießer.
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Tag 24 – ein Tag 5 Sterne – Camping am Gardasee – ein Tag mit Menschen in Fahrradfahrerfunktionsbekleidung

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3 Uhr. Erstickungsgefahr. Es ist heiß im Wohnmobil. Habe die Heizung wohl zu stark aufgedreht gestern Abend. Heizung aus, Luken auf. Luft – eine Wohltat. So muss sich ein Apnoe-Taucher nach dem Wiederaufstieg fühlen. Wir sind wach, lauschen den Wellen und einem seltsamen Kratzgeräusch. Kratz, Kratz,…,Kratz, Kratz. Ausgesprochen unangenehm – können es nicht orten. Zum Glück habe ich wegen der Kälte im Jogging geschlafen. Unbedacht steige ich ohne Waffe aus dem Womo. Blitzfix erkenne ich, dass sich ein Ast im Wind bewegt und am Dach kratzt. Hätte ja auch ein Tier hier in dieser Wildnis sein können. Leider habe ich keine Säge zur Hand. Die liegt in der Heckgarage, im bestausgerüsteten Womo Bj.91. Wir müssen mit dem Kratzen leben. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Gute Uhrzeit für einen Film. Ein Präsident für alle Fälle, mit Jack Lemmon und James Garner. Ich liebe diese beiden Schauspieler seit meiner Kindheit.

Um 8 Uhr wachen wir wieder auf. Eiskalt. Hätte die Heizung nicht ausschalten sollen. An das Ding. Maximum. Alle Luken wieder zu. Irgendwie ist das die falsche Jahreszeit für Camping am Gardasee. Bis es warm wird vertreiben wir uns die Zeit mit Tom Hanks und Bruce Dern in Meine teuflischen Nachbarn. Bruce Dern hat in fast all meinen Lieblingsfilmen eine Nebenrolle gespielt. Grossartiger Schauspieler.

Duschen ist angesagt. Wobei man hier nicht vom Sanitärbereich spricht, sondern vom Spa. So ist das auch bei 5 Sternen. Es gibt alles was das Herz begehrt inkl. Regenwalddusche. Und es sieht schön aus.

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Später laufen wir an den See. Schön hier. Haben wohl extra Sand aufgeschüttet. Ist aber trotzdem nur ein See. Ein Spaßvogel füttert Enten und Schwäne. Das wars für uns. Nach den Erfahrungen mit der Entenkrätze am Bodensee wollen wir nicht mehr im Entenkot baden. Jack Reacher müsste man sein.

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Den Roller haben wir nicht umsonst von der Bühne gewuchtet. Wir fahre in die nächste Ortschaft, nach Lazise, gespannt was uns da so erwartet.
Wir trinken Cafe und essen einen Snack in der Bar Gelateria Al Porto dal 1977 und beobachten und staunen.
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Es ist ein nettes Touristen – Städtchen mit den üblichen Ramschläden. Und es ist voller Menschen mit Fahrrädern und komischer Kleidung. Funktionsfahrradbekleidung. Das ist etwas, was eigentlich nicht jeder tragen kann. Da es hier aber alle tun, scheint das keine Rolle zu spielen. 150kg bei 170cm auf einem Kettler-Aluminiumdamenfahrrad, da ist man mit Quickstep-Jacke, Giro-Helm und Mavic-Hose auf alle Eventualitäten vorbereitet. Ästhetik im Alltag. Nebenher trottet der angeleinte Hund. Dabei gilt „size matters“. Noch nie so viele Hunde auf einmal gesehen wie in Lazise. Bestimmt gibts hier irgendwo auch eine Hundeschule. Jedenfalls fühlt sich unser Roller wohl hier.

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Wahlwochende. Auch am Gardasee Zeichen setzen. FCK AFD. 

Wir düsen mit dem Roller zurück und entspannen am Pool. Gepflegt und lecker. 5 Sterne-Camping eben.

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Wir suchen uns einen Platz weit weg vom Kinderbereich aus und springen in das kalte Nass. Ungeheizt. Schlecht um diese Jahreszeit. Was wir bei unserer Platzwahl übersehen hatten, waren die Menschen links von uns. Wir sind uns unschlüssig, hier könnten die Eltern Cousin und Cousine oder Bruder und Schwester sein. Der Mann sitzt Stunden am Beckenrand und springt immer wieder mit einem Riesenplatscher ins Wasser. Die Zwillingsschwestern bestaunen ihn. Ihm egal, wenn wir nass werden. Uns nicht egal, dass er den schlimmsten Fussnagelpilz aller Zeiten an allen Zehen hat. Damit hat sich das Thema Pool für uns erledigt. Mich juckt es jetzt zwischen den Zehen. Muss sofort desinfizieren.

An unserem Platz angekommen schlägt uns die Sonne mit voller Kraft ihre Faust ins Gesicht. Wir haben direkte Sonneneinstrahlung und werden gegrillt. Wieder mal nicht richtig nachgedacht bei der Ausrichtung des Womo. Wir hängen die Strandtücher an die Markise. Endlich Schatten und endlich Ruhe vor der Hannoveraner Familie links von uns, die seit den frühen Morgenstunden damit beschäftigt ist, ihren Wohnwagen akribisch zu putzen. Wahrscheinlich werden sie ihn jedesmal in den Auslieferzustand zurückversetzen. Verrückte Camperwelt.

Wir genehmigen uns erst mal einen Apero.

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Verstehe immer noch nicht, wie man an diesem See seinen Urlaub verbringen kann. Habe einen weiteren Band von Jack Reacher runtergeladen. Vielleicht wird es damit klarer. Der hat ja auch immer so einfache Antworten auf enorm komplexe Fragestellungen.

Den letzten Abend unser Italienrundreise verbringen wir standesgemäß vor dem Wohnmobil und kochen ein letztes Mal in unserer Aussenküche. Guter Kauf. 

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Tag 25 – auf Homers Spuren – die Odyssee nach Hause – 12 Stunden für 530 km

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Heute geht es nach Hause. 530 km. Das sollte doch in 7 Stunden machbar sein. So der Plan. 

Wir sind entspannt. Haben auch noch nichts gepackt. Alles easy – wir haben Zeit. Wir frühstücken gemütlich im Wohnmobil, räumen die Sachen zusammen, nutzen die Spülmaschine auf unserem fünf Sterne Campingplatz. Ich liebe es, wenn die anderen abspülen und ich die Spülmaschine ausräume. Ein letztes Mal unter die Regenwalddusche. Das Auschecken geht ganz schnell, ich hatte Sorge dass es zum Stau kommt. Also doch kein Rückreise-Samstag heute, juhu! Wir sind entspannt. 10:30 Uhr, die Sonne und wir lachen.

Wir fahren am See entlang Richtung Autobahn, wollen auf die vierspurige Schnellstraße abbiegen, Panik! Hier steht alles. Kein Weiterkommen. Wir haben ja Zeit, und fahren Landstraße bis zum nächsten Autobahn-Anschluss. Hier ist es nicht viel besser.

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Geschenkt die 20 Minuten Stau. Wir haben ja Zeit. Es läuft auf der Autobahn. Stoisch mit 110 km/h brausen wir Richtung Brenner und gehen bei Bozen noch mal italienisch einkaufen. Vorräte auffüllen. Leider ist der Supermarkt-Parkplatz nicht für große Wohnmobile ausgelegt. 

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Macht nix. Bin inzwischen Profi ihm Ein- und Ausparken mit Spiegeln. Die Rückfahrkamera von Garmin funktioniert immer nur dann, wenn ich sie nicht brauche. Komisches Ding. Vielleicht muss ich doch ein Verlängerungskabel für den Sender benutzen. 

Geschickt und raffiniert verladen wir die Lebensmittel über das Heckfenster und starten dann in den Norden. 

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Es sind keine 400km mehr. Navi sagt 17:30 Uhr sind wir zu Hause, die freundliche Autobahn-Gesellschaft informiert uns darüber, dass es 8 km Stau auf der Autobahn gibt. Irgendwo vor oder hinter Brixen. Wir haben Zeit und sind entspannt. Fahren auf der Schnellstraße Richtung Brenner. Schön zu fahren, immer neben oder unter der Autobahn her. Dort sehen wir keinen Stau. Den Stau haben wir. 

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Irgendwie hatten noch mehr die Idee keine Autobahn zu nutzen. Es zieht sich unendlich, wir sind immer noch bestens gelaunt. Nach drei Wochen Urlaub kann einem so etwas nichts mehr anhaben. 

Auf einmal schreit Christina auf, „ich habe heißes Öl auf den Beinen!“ Wir halten sofort an. Aus dem Motorraum tropft irgend eine heiße Flüssigkeit in die Fahrgastzelle rein. Es ist 16:30 Uhr, Samstag und wir stehen irgendwo auf der Schnellstraße Richtung Brenner. Der ganze Fußraum ist nass. Gelassene Panik.

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Ich kontrolliere alle Flüssigkeiten, google, krabble mit dem Handy als Taschenlampe unter dem Auto rum und komme zu dem Schluss, dass es Kühlflüssigkeit sein muss, die aus der Heizung austritt. Kann eh nichts machen, da das ganze Werkzeug in der Heckgarage ist. Dann eben erst mal das Panorama und den Schnee bestaunen.

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Ich fühle die Kühlflüssigkeit mit dem Wasser auf, das wir vor 3 Stunden gekauft haben und weiter geht’s. Immer ein Auge auf die Wasserquelle unter dem Armaturenbrett. Es bleibt trocken, solange ich nur mit niedriger Drehzahl fahre. Berg hoch wird es zu einer Fontäne.

Wir passieren den Brenner. Für das Outlet haben wir keine Zeiten und auch keine Lust mehr. Scheint aber beliebte zu sein. Für uns bedeutet es weitere 30 Minuten Stau. 

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Unser Entschluss steht, wir fahren keine Autobahn, wollen den Brenner auf der anderen Seite auch auf Staatsstrassen runter fahren. Die österreichische Autobahngesellschaft macht uns einen Strich durch die Rechnung. Landstraße ist gesperrt. Das ist toll. Wir fahren wieder direkt in den Stau. Und zwar so richtig in den Superstau. 

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Christina googelt den Verkehr und liest fürchterliches. Dieses Wochenende wurde als schlimmstes Stauwochenende des Jahres am Brenner vorhergesagt. Die Autobahn wird erneuert und die Landstraße ist gesperrt. Und wir sind mittendrin. Das hilft jetzt auch nichts mehr. Mein Navi hat es inzwischen auch schon gemerkt. Prognostizierte Ankunftszeit ist jetzt 22:54 Uhr. Prost, Mahlzeit. 

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Sind ja nur noch 300 km. Wir kämpfen uns weiter durch den Stau, beobachten die tropfende Heizung und verkrampfen immer mehr. Und tatsächlich es liegt einzig und allein daran, dass die Autobahn von drei auf zwei Spuren reduziert wird. Was ein Wahnsinn. Jetzt läuft es wieder wie geschmiert. Wir tuckern den Fernpass hoch, sind ein Verkehrshindernis. Wann immer ich Vollgas gebe startet die Fontäne. 

Für den krönenden kulinarischen Abschluss unserer Reise halten wir noch am Rastplatz Allgäuer Tor an. Vergeblich suchen wir nach Kässpätzle.?Wir entscheiden uns für Pommes und Salat. Ein Hochgenuss bei Ufta-Ufta-Folkloremusik im Hintergrund.

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Weiter gehts, illegal durch die Umweltzone in Ulm (als ob die hier und heute ein Feinstaubproblem hätten) und weiter die B10 nach Göppingen. Wenigstens hier haben wir Glück, endlich mal kein Stau auf der B10. Gut, es ist auch Nacht und die Straßen sind leergefegt. Aber das ist uns auch noch nie passiert. Die Laune steigert das aber auch nicht mehr.
Um 22:40 Uhr sind wir dann schließlich Zuhause. Da hat sich das Navi dann aber erheblich geirrt. Wir haben mindestens 1 Stunde netto wieder rein gefahren. Vielleicht wusste es auch einfach das wir noch mal essen gehen und hat das gleich mitgerechnet.

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Wir haben genug und sind nur noch im Stande die verderblichen Lebensmittel auszuräumen, eine Flasche Prosecco aufzumachen, Campari in die Gläser zu giessen und uns darüber zu freuen, dass unser Haus so sauber und aufgeräumt ist wie selten zuvor. Danke Emma und Rosalie ❤️.